Von Moral sprechen die Menschen, wenn es darum geht, was das richtige Verhalten ist. Doch was es damit in spiritueller Hinsicht auf sich hat, bleibt in aller Regel verborgen. Daher ist das allgemeine Verständnis in Bezug auf die Moral auch als eingeschränkt zu bezeichnen.
Spirituell betrachtet gibt es den ewigen Heiligen Geist sowie den Geist der temporären Abkehr von Gott, in dem Gott angeklagt und verborgen wird.
Im Heiligen Geist leben wir in der Liebe Gottes und sind von Herzen sanftmütig und barmherzig wie Jesus oder Maria. Der allgemein gültige Maßstab in Bezug auf Moral ist das Verhalten von Jesus, der im Heiligen Geist wandelte und uns so gezeugt hat, was wir suchen sollen.
Wenn wir aber den Herrn und damit den Heiligen Geist verlassen haben, wie der überwältigende Teil der Menschheit, so sind wir nicht mehr in der Lage, aus einen Herzen der göttlichen Barmherzigkeit heraus zu leben, sondern wir haben falsche Antriebe im Herzen, die aus dem Widerstand gegen Gott resultieren.
Wenn man sich nun bemüht, ein moralisch gutes Leben zu führen, ohne aber den Zustand der Abwendung von Gott zu überwinden, so wird man es nicht zur Gänze können und alles was wir dann versuchen, bleibt Stückwerk und ist nicht heilig.
Der Versuch es ohne Gott richtig zu machen, muss aber unternommen werden, um zu der Einsicht zu gelangen, doch tatsächlich Gott zu brauchen. Die Suche nach einem moralisch richtigen Lebensstil außerhalb Gottes wird natürlich in einer Enttäuschung enden, ist aber dennoch besser, als gleich aufzugeben, um ein unmoralisches Leben anzustreben.
Daher soll man nicht in Verachtung auf die Menschen blicken, die sich um ein moralisches Leben bemühen. In der Bibel ist Johannes der Täufer ein Musterbeispiel für so einen Menschen. Er tut sein bestes, es möglichst richtig zu machen, doch all seine Bemühungen und großen asketischen Anstrengungen sind letztlich doch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Jesus lobt daher Johannes in der Weise, dass er unter den weltlichen Menschen wohl derjenige gewesen sei, der es am weitesten gebracht hat mit seiner Moral und seinem Lebensstil. Aber jeder im Himmelreich ist ihm haushoch überlegen. Dies liegt daran, dass man im Himmelreich ist, wenn man den Versuch aufgegeben hat, ohne den Wandel im Heiligen Geist moralisch an Jesus heranreichen zu können. Doch nicht die Aufgabe des Versuchs des moralischen Leben ist die Lösung, sondern die Aufgabe des Gerichts und der Eingang in den Geist göttlicher Barmherzigkeit. Hierzu muss unsere Seele aber erst reifen und sie wird den Schritt erst wagen, wenn sie ihre Zeit in der Abkehr von Gott erfüllt hat.
So ist der Weg der Guten Werke für jeden Menschen zu empfehlen und es ist nicht recht, dies als Fehler darzustellen. Wer nun ganz in die Guten Werke eingeht und jedes Gericht aufgibt, der findet Jesus und den Heiligen Geist, indem er sich hingibt jenem Geist, der uns führen wird, wenn wir bereit dazu sind.
Das geht allerdings damit einher, dass uns große Anklage begegnet, denn die Anklage gegen Gott ist schließlich das Fundament der Sünde. Johannes der Täufer war ein trauriger Bewunderer des Jesus, ohne zu seinem Nachfolger zu werden im irdischen Dasein. Er hat gesehen, dass Jesus den Heiligen Geist hatte, hat ihn aber nicht selbst empfangen. Dies ist ein furchtbarer Zustand, in dem sich die Anklage gegen das Selbst richtet. Um in den Heiligen Geist eingehen zu können, muss man die Vergebung annehmen, also selbst aufhören, Anklagen für relevant und gottgewollt zu halten. Wenn wir unser Gericht nicht einstellen, Jesus aber bewundern, so geraten wir in den Tod der Selbstverurteilung. Das aber soll nicht so bleiben, sondern der Mensch soll die Vergebung annehmen und sein Gericht einstellen, zum Herrn kommen und den Heiligen Geist empfangen, um das Herz des Jesus zu empfangen. Dann ist er in seinem Blut.
Die Moral der gottfernen Menschen ist nicht nur deswegen so problematisch, weil es andere Ordnungen sind, als die Ordnungen Gottes, sondern sie sind stets verknüpft mit Anklagen. Es geht nicht darum, was man tut, weil man es im Herzen spürt, sondern darum, was man für richtig hält, obwohl man es im Herzen nicht spüren kann. Dann wird man es aber gegen die Antriebe im Herzen recht machen wollen und dies geht nur unter Zwang. Zwang aber ist die Anklage gegen jene, die es nicht machen. Und wenn man diejenigen anklagt, die Fehler machen, weicht man schon von Jesus ab, der alle Sünden vergibt. Man wird also fast wahnsinnig bei dem Versuch, im Geist der Anklage ein guter Mensch zu werden. Doch nicht das Aufgeben ist die Lösung, sondern das Erfüllen. Dieses gelingt durch das Fallenlassen des Gerichts und das Annehmen der Barmherzigkeit des Heiligen Geistes durch Eintauchen in diesen Geist, so dass es einem zu eigen wird. Dann hat man echte Moral. die Moral Gottes. Alles andere bleibt Stückwerk.