Wer kennt sie nicht, die hartherzigen Vorwürfe aus den Reihen von Protestanten, dass sich die Katholiken ja nur den Weg ins Himmelreich erkaufen wollten, mit ihren Guten Werken. Doch wie es im Einzelnen tatsächlich innerlich aussieht, das vermag Gott zu erkennen.
Jesus hat uns dazu angehalten, keinen äußerlichen Lohn für unsere Guten Werke zu suchen. Hierzu gehört es aber auch, dass wir nicht ein Anrecht auf das Himmelreich erreichen können durch Gute Werke. Was aber die Ankläger übersehen haben in ihrem Eifer der Verachtung, das ist die Unmöglichkeit, sich überhaupt ein Anrecht auf das Himmelreich zu ergattern. Auch der Glaube ist falsch und unsinnig, wenn er dazu führt, dass man meint, man habe durch den rechten Glauben ein Anrecht auf das Himmelreich. Dem ist nicht so, es handelt sich um eine Fiktion, eine Illusion, die man sich ganz schnell abschminken sollte, um nicht in die Irre zu gehen.
Was Jesus tatsächlich gesagt hat, dass ist, dass wir Barmherzigkeit über sollen. Das aber bedeutet, dass wir die Guten Werke tun, obwohl wir uns dadurch kein Anrecht und keinen Verdienst auf den Himmel begründen können.
Wir wollen verstehen, dass das Himmelreich nicht besonderen Leuten gewährt wird, die tolle Werke oder tollen Glauben haben. Nein, Gott gewährt den Zutritt zum Himmelreich ganz allein aus barmherziger Liebe. Niemand kommt hinein, weil er etwas Tolles getan hat oder etwas Richtiges geglaubt hat. Weder Glaube, noch Liebe, noch Barmherzigkeit können uns den Zugang zum Himmelreich öffnen. Das kann allein die barmherzige Liebe Gottes. Wir finden diese Barmherzigkeit, wenn wir nach ihr suchen.
Das Tor ins Himmelreich ist somit ganz Sperrangel weit offen für jeden Menschen, der nicht glaubt, dass er etwas an sich hat, dass ihm diesen Zugang ermöglicht. Nein, wenn wir das denken, dann wollen wir eine Belohnung für Glauben, Liebe oder Werke. Das aber ist nicht die Tür ins Himmelreich, sondern der Ausgang hinaus aus dem Himmelreich, in die Finsternis der Sünde.
Wer also gerechtfertigt sein will durch seinen tollen und schlauen Glauben, der so kundig und weise ist und alle anderen erblassen lässt, der sucht nach Anerkennung und nicht nach Barmherzigkeit. Das gibt es aber nicht bei Gott, sondern bei denen, die Gott verlassen haben und die Seelen nicht lieben.
Die Barmherzigkeit Gottes ist es, die wir finden, wenn wir danach suchen. Und das wird ermöglicht, wenn wir es unterlassen, zuerst nach anderem Zeug zu suchen.
So sagt der Herr uns, dass man ZUERST nach dem Reich Gottes und seiner Barmherzigkeit suchen sollen (Vorsicht Falle durch Umdeutung des Wortes „Gerechtigkeit“). Denn wenn wir Gott um Barmherzigkeit bitten, dann wird uns alles andere dazugegeben werden. Denn die Quelle ist barmherzig und wer etwas anderes sucht, beispielsweise den Teufel der die Menschen sieben will in Gute und Böse, der wird nicht Gott finden, sondern den Teufel, der ihn vom Himmelreich wegführt und in Stolz kleidet. Dann wird er auf andere Menschen zeigen, die doch so falsch glauben und nicht so toll wie er. Dann wird er den Kopf schütteln über die Dummies, die in die Hölle kommen, weil sie gute Werke getan haben und das toll fanden. Aber er selbst tut genau das, was er bemängelt. Er bildet sich ein, dass er durch seinen Glauben an findige Theorien gerechtfertigt sei. Eine Illusion! Er möge Barmherzigkeit suchen und er wird sie finden.
Daher sagte Jesus zu den Priestern und den kundigen Schriftgelehrten, dass ihnen die Huren und Zöllner voraus gehen werden ins Himmelreich. Denn diese suchen Barmherzigkeit und finden sie. Die Huren und Zöllner glauben nicht, dass sie „gerechtfertigt allein durch Glauben“ seien. Sie denken überhaupt nicht, dass sie gerechtfertigt sind, denn sie leben nicht im Stolz und nicht im Hochmut, wie die Priester und Theologen es oftmals tun, wenn sie sich für überlegen wähnen.
Nein, wie stehen alle ganz nackt vor der Tür zum Himmelreich und keiner geht dort hinein, der es will, weil er es verdient hat, seiner Ehre wegen, die er hat wegen rechtem Glauben oder der richtigen Werke.
Aber bedenkt dabei eines: Wer selbst schon barmherzig eingestellt ist und niemandem etwas gewährt, weil der es verdient hat, für den ist es viel leichter, Gott an der rechten Stelle zu suchen. Er hat sich zwar noch immer nicht den Zugang verdient, aber er findet es leicht, weil er nichts anderes von Gott erwartet. Deswegen seid schon heute bereit, den Stolz fallen zu lassen. Im Hochmut kommen wir nicht rein, weil wir etwas anderes suchen, nämlich den Ausgang.