Wenn man davon ließt, wie Jesus Wundertaten vollbracht hat, die zur seelischen, geistlichen und körperlichen Heilung von Menschen geführt haben, dann melden sich rasch die Geistheiler und erklären, dass sie dies ebenfalls tun würden und somit quasi ein Kollege des Jesus seien. Wir wollen dies offen beleuchten, ohne in voreilige und ängstliche Schnellschüsse zu verfallen.
Zunächst ist festzustellen, dass es neben den Wundertaten von Jesus auch zu allen Zeit Heilungserscheinungen durch Menschen gab, die sich nicht der Nachfolge des Herrn verschrieben haben. Auch die Bibel zeugt davon, dass der Anti-Christ große Zeichen und Wunder tun kann, die von denen des Herrn kaum zu unterscheiden sind. Was aber ist der Unterschied, um den es eigentlich geht?
Jesus hat dies schon im Zusammenhang mit dem Geben von Almosen erklärt und in Bezug auf die Mission der Austreibung der Dämonen und der Heilung seinen Jüngern eingebläut. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die Almosen geben, um sich Anerkennung zu verschaffen. Dies kann sogar rein innerlich erfolgen, indem sich der betreffende Mensch einbildet, in seiner Würde und Wertigkeit gewachsen zu sein, weil er Almosen gegeben hat. Er hofft auf eine positive Vergeltung von den Menschen oder bei Gott. Er hat ein Ziel vor Augen, dass er durch die Almosen erreichen möchte. Er will seine Würde erhöhen.
Dies aber ist nicht das, was Jesus im Sinn hat. Denn er warnt ausdrücklich davor, seine guten Werke der Barmherzigkeit zur Schau zu stellen oder sich innerlich bewusst zu machen, um sich gut bewerten zu können. Ebenso warnt er davor, die Werke zu tun in der Hoffnung, dass sich diese finanziell auszahlen werden bei Gott oder bei anderen Menschen, die von den guten Werken gehört haben.
Denn die guten Werke, die Jesus im Sinn hat, sollen seelisch motiviert sein, aus der Liebe zum Nächsten. Dabei soll der Impuls aus der Barmherzigkeit kommen und der Empfänglichkeit für die seelischen Bedürfnisse des anderen Menschen. Diese aber sind nicht Anerkennung und Würdigung, sondern Anteilnahme und Liebe. Und aus diesen Gründen sollen wir handeln. Wenn dieser seelische Antrieb nicht hinter unseren Werken steckt, sondern wenn es sich um einen Antrieb aus dem Streben nach Anerkennung und Versorgung handelt, dann sind wir nicht im Weg des Lebens, sondern im Weg des Todes.
Die Werke des Jesus sind tatsächlich geistlicher Natur und das ist bei den Geistheilern und den falsch motivierten Spendern auch so. Aber der Antrieb für die geistlichen Werke des Jesus kommen vollumfänglich aus der Seele und nicht aus einer Kopfgeburt und geistlichem Streben nach Würde.
Wie ist das nun bei den Geistheilern? Letztlich kann dies nur Gott beurteilen und wir sollten besser vor der eigenen Türe kehren. Denn sind wir tatsächlich frei von oberflächlichen Motiven und tatsächlich rein seelisch angetrieben? Das wäre schön und wir wünschen uns und allen Menschen, dass sie das erreichen. Wenige sind aber wirklich rein in dieser Hinsicht. Daher ist es auch problematisch, hämisch auf Geistheiler zu deuten. Diese sollen ebenso den Weg des Jesus suchen, denn alles andere führt zur Fesselung und zum Quälen der Seele. Wenn wir geistliche Motive verfolgen, die nicht von der Seele in Gott her kommen, dann sind wir seelisch traurig und erschüttert. Das ist ein schrecklicher Zustand.
Wenn wir aber von der Seele her handeln, dann ist unsere Seele schon im Frieden und das ist dann schon unser Lohn. Wir sind schon bezahlt, wenn wir den Weg des Herrn gehen und es bedarf keiner zusätzlichen Bezahlung. Wenn wir aber Bedürfnisse haben, dann sollen diese nicht gekoppelt werden an das, was wir aus Liebe tun. Denn wir tun es ja unentgeltlich.
Unsere Werke werden nicht bezahlt mit äußerlicher Währung und innerlich sind wir schon bezahlt. Das aber bedeutet, dass wir keinerlei Anspruch haben auf eine Vergütung und das wir selbst als nackter Bittsteller dastehen, wenn wir einmal selbst etwas benötigen, beispielsweise unser täglich Brot.
So sind wir als Nachfolger des Jesus zwar spendabel mit guten Werken, sind aber völlig arm in dem Sinne, dass wir uns bei aller Anstrengung nichts verdient haben. Niemand muss uns etwas geben. Wir sind nackt und arm jeden Tag. Aber wir dürfen uns auf die Versorgung durch Gott verlassen, die uns jeden Tag zuteil wird, wenn wir ihn bitten als einer der Geringsten, die keine Forderungen stellen, sondern auf Barmherzigkeit hoffen. Wir hoffen also, dass wir etwas bekommen. Aber unsere Hoffnung ist mehr als begründet, denn der Herr kann uns auch durch uns selbst barmherzig versorgen. Dann kommen wir in den Genuss unserer Barmherzigkeit und wir haben nicht nur mit den Nächsten, sondern auch mit uns Selbst Mitgefühl und versorgen uns, weil wir nicht nur die Anderen, sondern auch uns selbst lieben. Nur so erfüllen wir das ganze Gebot des Herrn, nämlich die Liebe zum Nächsten wie auch zu uns Selbst. Dies ist selbstverständlich die barmherzige Liebe und nicht etwa die falsche Liebe der Unbarmherzigen, für die Liebe eine Anerkennung und Würdigung, eine Ehre und eine Gutheißung sowie ein Lobgehudel ist.
Wir beweihräuchern uns also nicht, sondern wir sind barmherzig mit unserer Seele, die wir als verletzlich und bedürftig erkennen und dies zum Anlass nehmen, zu helfen. Auch uns selbst. So hilft uns Gott in der Barmherzigkeit, die wir zu uns selbst haben. Wenn wir aber Anerkennung für uns selbst haben, dann kommt keine Hilfe Gottes bei uns an. Denn die Anerkennung wird von Gott nicht bezahlt.
So wird ein falscher Geistheiler immer auf Anerkennung und/oder Bezahlung aus sein. Er kann nichts umsonst tun, weil es ihm an Barmherzigkeit mangelt. Das trifft aber ebenso auf einen falschen Christen zu. Wir aber sind nicht gerufen, andere zu verdammen, die es noch nicht können, sondern uns selbst aufzumachen es so zu halten, wie es der Herr gesagt hat. Dabei sind wir uns durchaus der Herausforderung in dieser Aufgabe bewusst. Denn man benötig hierzu Liebe und Glauben. Wenn man keinen Glauben hat, dann wird auch die Liebe erkalten und es werden hartherzige Motive übernehmen, die unsere Seele sehr belasten und krank machen werden. Dies zu überwinden, ist unsere lohnende Aufgabe. Wir werden wieder „nackt und schämen uns nicht“.