Tod und Wiedergeburt

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Johannes 3:3

Warum sollte es erforderlich sein neu geboren zu werden, um das Reich Gottes zu sehen? Warum muss man vorher eine bestimmte Art von „Tod“ durchleiden?

Die Antwort auf diese Frage liegt nicht unbedingt sofort auf der Hand. Doch die Bibel kündet unentwegt davon, dass ein Mensch nur dann ewiges Leben haben kann, wenn er mit dem Vater versöhnt ist. Dies aber erfordert es, dass der Mensch das loswird, was ihn vom Vater trennt, nämlich die Sünde. Wenn man gleichermaßen Sünde und Gott sucht, so ist man ein zerrissener Mensch, der weder das eine noch das andere richtig finden und genießen kann. Denn Sünde ist die Ablehnung Gottes, während Glauben die Liebe zu Gott ist. 

Wenn nun die Sünde unsere Seele tötet, warum sollte dann Jesus sterben, statt der Sünder. Dies macht offensichtlich keinen Sinn. Denn nicht Jesus ist dem ewigen Verderben preis gegeben, sondern die Sünder, die Gott und damit auch Jesus ablehnen. Da können die Sünder noch so tolle Theologien ausdenken, um sich selbst auszutricksen, uns aber können sie damit nicht täuschen. Die Sache ist einfach. Wer Gott ablehnt, der stirbt seelisch und geht in den Tod.

Jesus aber hat nicht Gott abgelehnt, sondern wurde genau aus diesem Grunde von jenen Menschen abgelehnt, die bereits Gott ablehnen. Die Ablehnung gegen Gott tötet aber nicht Gott, sondern denjenigen, der diese Ablehnung praktiziert. Demzufolge kann nicht Jesus gestorben sein, sondern es müssen diejenigen sein, die Jesus abgelehnt haben.

Viele Menschen, die zumindest glauben, sie würden das Evangelium verkünden, behaupten nun aber, dass Jesus gestorben wäre und dies habe der Errettung aus der Sünde gedient. Andere sagen gar, dass Jesus gestorben sei, um die Errettung aus der Strafe für die Sünde zu bewerkstelligen, nämlich den Tod. Dies aber ist offensichtlicher Unsinn, da Sünde ja die tödliche Ablehnung Gottes ist und somit genau jene Strafe erzeugt, aus der sie der Meinung der Verirrten nach erretten soll. 

Halten wir also fest, dass die Sünde immer tödlich ist für denjenigen, der sie aktuell praktiziert. Er ist im Tod, weil er ein Praktikant der Sünde ist. Anders verhält es sich mit dem Menschen, der die Liebe zu Gott praktiziert und keinerlei Ablehnung Gottes. Er ist am Leben und nicht im Tod. Das ist einfach. 

Eine weitere Sache ist aber zu bedenken, nämlich die Verbindung zu Leben und zu Tod, die entsprechend gekappt werden muss, je nachdem, wo sich der Mensch seiner Praxis nach befindet. Wer die Sünde, die Ablehnung Gottes praktiziert, der muss vom Leben abgeschnitten werden, da es nicht zu ihm gehört. Und wer die Liebe zu Gott praktiziert, der muss vom Tod abgeschnitten werden, weil der Tod nicht zu ihm passt. Dies muss dann angepasst werden, wenn eine Veränderung der Praxis des Menschen eingetreten ist. 

Wer vorher mit Gott war, der muss vom Leben abgeschnitten werden, wenn er die Sünde beginnt. Und wer vorher im Tod war, der muss vom Tod abgeschnitten werden, wenn er Gott wieder liebt und die Sünde beendet. Eine dieser Anpassungen ist somit immer dann fällig, wenn sich eine Veränderung ergibt. Genau genommen ist aber immer je eine Anpassung auf der Seite Gottes und eine Anpassung auf der Seite der Toten erforderlich. Denn wenn doch Jesus bei Gott ist und andere Menschen entscheiden sich nun neu gegen Gott, dann muss Gottes Leben von diesen Toten abgeschnitten werden und diese Toten müssen von Gottes Leben abgeschnitten werden. Es gibt also eine Anpassung auf der Seite Gottes und eine Anpassung auf der Seite des Menschen, sobald der Mensch sich entweder neu für oder neu gegen Gott entscheidet.

Wenn sich Judas nun neu gegen Gott entscheidet, dann muss Judas aus dem Leben des Jesus gestrichen werden und das Leben des Jesus muss aus Judas gestrichen werden. Judas Iscariot wird folglich vom Leben abgeschnitten und zum Ausgleich wird Judas von den Lebenden abgeschnitten. Die Pharisäer, die Fürsten und das Volk verwerfen Jesus, so dass das Leben von diesen genommen werden muss und außerdem müssen diese Leute abgetrennt werden vom Lebensweg des Jesus. 

So wird deutlich, warum es zwingend erforderlich ist, dass sich auch bei Jesus eine Anpassung ereignet, wenn ihn viele Menschen verwerfen, andere aber neu annehmen, die ihn vorher nicht gekannt haben. 

Mit jeder Änderung auf der Seite der Menschen kommt es zu einer Anpassung bei allen Menschen und bei Gott. Denn wenn jemand in Sünde fällt, dann verschwindet dieser Mensch aus dem ewigen Leben aller Heiligen. Sie werden getrennt und sehen sich nicht mehr. Wenn jemand aber aus der Sünde umkehrt zurück zur Liebe zu Gott, so taucht dieser Mensch neu im Leben aller Heiligen auf und alle Heiligen freuen sich über diesen neuen Bruder oder diese neue Schwester. Gleichzeitig wird der frisch gebackene Heilige, der neu geboren wurde bei Gott und dort wieder zur Welt kam, im Reich Gottes, aus dem temporären Dasein der Sünder entnommen, die dem Tod gehören und nur durch einen Umweg der Nahrungsaufnahme noch etwas Leben erbeuten und verbrauchen können.

So geschehen fast jeden Tag Anpassungen sowohl bei den Heiligen als auch in der Sippschaft der Sünder, die im Zug des Verderbens sitzen.  

Dies also ist das Geheimnis hinter der Kreuzigung des Jesus. Denn er musste sich anpassen lassen, als ihn viele Menschen verlassen haben, andere aber angenommen haben. Er wird neu geordnet darauf hin, wer nun zu ihm gehört und wer abgefallen ist in den Tod. 

Ist Jesus also vom Tod in das Leben gegangen oder vom Leben in den Tod? Weder noch. Jesus war im Leben und ist im Leben geblieben. Seine Anpassung wurde nicht erforderlich, weil er ich verändert hätte, sondern weil sich andere neu entschieden haben. Es handelt sich um eine Aktualisierung. Wer ihn verworfen hat, der wird aus dem Leben des Jesus herausgeschnitten und zu den Toten gerechnet. Wer ihn aber liebt, der wird aus dem Siechtum der Sünder entfernt, das die Sünder für das wahre Leben halten, obwohl es doch der Tod ist, der noch nicht gänzlich sichtbar geworden ist wegen des temporären Zugriffs auf Lebensmittel, das den Toten noch eine Weile gewährt wird bis zu ihrem endgültigen Ausscheiden aus dem Dasein. 

So kommt es auf der Seite der Theologen unter den Toten regelmäßig zu einer gravierenden Verwechslung. Sie denken sich, dass sie doch Leben haben, Jesus aber gestorben sei. So meinen sie, dass nicht sie im Tod seien, sondern Jesus. Tatsächlich aber ist Jesus im Leben und sie sind im Tod und werden nur temporär über Lebensmittel noch künstlich am Leben gehalten, obwohl sie doch schon tot sind in ihrer Sünde, der Ablehnung Gottes.

Es ist für die heiligen leicht zu erkennen, dass die Toten sich einer illusionären Theologie hingegeben haben, um ihr Grab etwas zu tünchen. Doch wenn sie nicht umkehren, so werden sie den endgültigen Tod nicht vermeiden können. Es ist bezeichnend, dass die Toten davon reden, dass sie durch den Tod von Jesus erlöst seien aus der Strafe. Tatsächlich ist es aber so, dass sie in der Strafe sind, weil sie Jesus getötet haben in der irrigen Annahme, dadurch der Strafe entgehen zu können. Sie haben die Strafe vollstreckt in dem Versuch, die Strafe für die Sünde, den Tod, auszutricksen, anstatt die Sünde aufzugeben. Darin sind sie einer Meinung mit ihrem Ratgeber Satan.

Musste Jesus nun sterben und wieder geboren werden? Nein. Jesus war im Leben und ist dort geblieben. Er musste nur die Trennung von denen akzeptieren, die Gott neuerdings ablehnen und die Versöhnung mit denen genießen, die Gott neuerdings lieben. Jesus machte zwar eine Anpassung durch dahingehend, wer zu ihm gehört und wer nicht, aber er bleibt dabei die ganze Zeit bei Gott. So ist es auch die neue Entscheidung eines jeden Menschen auf Erden, die eine Anpassung in jedem Heiligen und in jedem Sünder hervorruft. Denn wer zu wem gehört, dass kann sich noch ändern, solange die Menschen auf der Erde herumlaufen. 

Jesus sagte hierzu auch, dass er auf dem schmalen Weg des Lebens geht, während die Massen auf dem breiten Weg des Verderbens wandeln. Daher sind es die Massen, die sich der Theologie vom Tod des Jesus verschrieben haben. Doch es ist eine Illusion. Jesus lebt. Jesus lebte gestern, lebt heute und lebt morgen. Jesus war nie tot. Wir waren wahrscheinlich schon tot und mussten daher umkehren. Jesus aber war nicht tot und musste daher auch nicht umkehren. So ist eine Entscheidung für Jesus immer eine Entscheidung für Gott, egal ob gestern heute oder morgen.

Wenn wir nun tot waren, aber Gott wieder lieben, so werden wir angepasst. Wir müssen hinnehmen, dass wir neue Freunde haben im Himmel, während unsere alten Freunde uns nun ganz fremd geworden sind. 

So ist zu erkennen, dass man nicht davon ausgehen kann, dass überall ein Christ drin ist, wo jemand meint, er sei Christ. Denn wieviele sind es nun, die tatsächlich Gott lieben und wieviele sind es die Gott ablehnen. Wir wissen es nicht genau, doch das Wort des Herrn klingt nach, dass die Zahl der Ablehnenden sehr groß ist. Daher müssen wir auch die Ablehnung der Mehrheit hinnehmen, wenn wir Gott lieben. 

Wir möchten nun noch einen weiteren Aspekt in Betracht ziehen, nämlich den des Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern eingenommen hat, bevor es zu Kreuzigung und Auferstehung kam.

Die eindringliche Botschaft in diesem Abendmahl war es, dass Jesus die Einheit mit seinen Jüngern herstellte, soweit diese ihn nicht ablehnten. Er gab ihnen von seinem Blut zu trinken und von seinem Fleisch zu essen, wie er sagte, zur Herstellung des Bundes in seinem Blut und Fleisch. Es ging offensichtlich darum, die Einheit mit seinen Jüngern zu erreichen, bevor die Anpassung fällig werden würde. Denn nur wenn sie ihn wirklich so sehr liebten, dass sie auch die Ablehnung durch die Massen dafür hinnehmen würden, könnten sie mit ihm in das Reich Gottes eingehen. Der Eingang in den Bund des Jesus erforderte es, dass die Jünger sich ganz mit ihm verbanden und die Ablehnung durch die Massen in Kauf nahmen. Dies bedeutete aber, dass die Jünger aus der Mitte der Toten herausgelöst wurden und in sein Leben eingehen würden. Weil seine Jünger diesen Bund angenommen haben (bis auf Judas, der ihn ablehnte), musste eine Anpassung erfolgen. Der Übergang aus dem Tod in das Leben vollzog sich nicht für Jesus, wie wir schon festgestellt haben. Aber er vollzog sich für die Jünger. Denn die erneute Ausgrenzung des Jesus aus dem Tod und die Hineinnahme in das Leben war für die Jünger notwendig und wegen der Jünger. Diese mussten schließlich dem siechenden Dasein der Sünder entsterben und in das ewige Leben hineingehen.  Weil Jesus aber die Verbindung mit seinen Jüngern eingegangen ist, musste er mit ihnen den Weg der Anpassung gehen. Die Loslösung vom falschen Leben in Sünde, das eigentlich der Tod ist, musste vollzogen werden, um den Eingang zum ewigen Leben zu finden. Was den falschen Theologen der wahre Tod des Herrn ist, das ist den Heiligen die Aufgabe des falschen Lebens, das den Tod nur kaschiert. In der Kreuzigung des Jesus verliert somit niemand das echte Leben, solange er nur mit Jesus daran teilnimmt. So verlieren wir den Tod durch unsere Teilnahme an der Kreuzigung des Jesus. Und so gehen wir ein in die Fülle des Lebens mit Jesus. 

Der vermeintliche Tod des Jesus stellt sich also heraus als die Aufgabe des Daseins als Sünder, die Aufgabe des Todes. Der Tod wird aufgegeben, indem man sich für das Leben entscheidet und den Herauswurf aus dem Reich der Toten akzeptiert. Denn siehe, das Totenreich ist mitten unter uns. Es sind die Sünder, die darin hausen und über den Umweg der Lebensmittel und der Atemluft sowie durch Sonne und Regen noch lebendig erscheinen, obwohl sie es nicht sind. Die Toten wollen uns nicht mehr, wenn wir lebendig werden. Und das ist die Konsequenz des Abendmahls, an dem wir teilnehmen, um uns feierlich für Gott zu entscheiden. Mit Wein und Brot nehmen wir das Leben des Jesus an und das bedeutet, dass wir aus dem bewegten Tod ausgeschlossen werden MÜSSEN. 

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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