Ich habe euch nie gekannt – über die Feindesliebe

22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?

23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!

Matthäus 7

43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen.

44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,

Matthäus 5

Diejenigen Menschen, die Gott verlassen haben, um ihre eigenen Wege zu gehen, werden von Gott losgelassen und freigegeben. Denn die Menschen gehören nicht mehr zum Weg Gottes und sie werden nicht von ihm geführt. Aus diesem Grunde wird Gott ihnen auch sagen, dass er sie nie gekannt hat, denn in der Sünde ist man dem Herrn nicht bekannt, sondern man geht Wege, die Gott nicht geht. Man ist innerlich geschieden und getrennt von Gott, da Gott die Sünde nicht mitgeht.

Diese Wahrheit wird auch transportiert in der Aussage des alten Testaments, dass man seine Nächsten lieben solle und seine Feinde hassen solle, in dem Sinne, dass man ihre Wege nicht gehen wird und keine Liebesbeziehung zu ihnen unterhält. Nun ist aber „Hass“ als Wort durchaus irreführend. Denn Gott hasst ja diejenigen nicht im Sinne einer grollenden Wut, die Sünder sind und daher nicht von ihm gekannt werden. Diesen wird von Gott Bedenkzeit gewährt, was man nicht tun würde, wenn man sie hassen würde. Hass ist ein Wort, dass einen aktiven Kampf bezeichnen kann, denn Gott aber unterlässt. Er kämpft ja nicht wütend gegen die Kinder der Sünde, sondern lässt sie gehen ohne mitzugehen. Das hat Jesus beschrieben. Denn viele Menschen sahen sich aufgerufen, ihre Mitmenschen aktiv zu hassen und zu verfolgen, wenn diese zu Sündern geworden sind. Das aber ist nicht der Weg des Herrn, sondern das Gewähren einer Frist zur Umkehr. Gott will die Sünder nicht weiter schädigen, sondern überlässt sie ihren Wegen. Er will nicht ihren ewigen Tod, sondern ihre Umkehr zum Leben. Gewiss ist es aber nicht, ob dies auch eintreffen wird, zumindest nicht aus unserer Sicht. 

Dies stellt Jesus klar, wenn er von der Feindesliebe spricht. Würde man nun aber das Wort der Feindesliebe aus dem Kontext reißen, so käme man leicht zu einer völlig falschen Deutung. Dann würde man eventuell meinen, dass Gott die Sünder kennen würde und sie begleiten würde wie die Heiligen. Dies ist natürlich nicht der Fall. In den Sündern ist Gott nicht aktiv und es gibt kein Erkennen und keine gemeinsame Planung des weiteren Weges, solange es nicht zur Umkehr kommt. Daher ist die Vorstellung auch irreführend, dass Gott in einer Liebesbeziehung zu Sündern stecken würde oder dass dies ein Gebot für uns sein könnte. Nein, wir sind nicht auf einem gemeinsamen Weg mit Mördern und Dieben und was sie tun, dass ist uns fremd und soll es auch sein. Ihre Wünsche sind uns unverständlich und fremd. Wir haben damit nichts zu schaffen. Wir geben auf was sie tun, es gehört nicht zu uns. Das ist deren Sache, nicht unsere und wir nehmen es nicht auf uns, wie auch Jesus keine Sünden anderer Leute auf sich nimmt, sondern die Sünden verwirft, wie wir es auch tun sollen. Der Tod des Jesus dient der Trennung des Jesus von der Sünde. Dies aber fällt zusammen mit der Trennung der Sünder von Jesus. Während den Umgekehrten der Tod des Jesus zur Beendigung des gemeinsamen Weges mit den Sündern dient, haben ihn seine Mörder zuvor schon im Herzen verlassen und ihn nicht mehr gewollt. Bevor Jesus also seinen Tod durchläuft zur Aufgabe des Lebens mit den Sündern, haben ihn diese verlassen. Die zeitliche Reihenfolge ist wichtig, da es nicht Jesus war, der die Sünder von sich aus verlassen hat, sondern es waren die Sünder, die ihn nicht wollten. Nur deshalb musste Jesus durch jenen Tod hindurch gehen, der ihn frei macht von der Gemeinschaft mit den Sündern, die ihn schon verlassen haben. Denn ein gemeinsames Leben ist nicht mehr möglich, weil die Sünder Jesus zuerst verworfen haben. Er vollzieht dies nur nach, indem er den gemeinsamen Weg aufgibt und neu startet ohne diejenigen, die ihn aufgegeben haben, nur mit denen, die ihn nicht aufgeben haben. 

Doch es bleibt das Angebot der Versöhnung zeitweilig erhalten. Dann nämlich wird man zu Jesus kommen, und akzeptieren müssen, dass man dadurch auch verworfen wird von denen, die ihn verworfen haben. Daher müssen auch wir ein Ende des gemeinsamen Weges mit denen verkraften. die ihn nicht wollen. Diesen Tod müssen wir also sterben, den Tod der alten Ordnung zur Ermöglichung Neuordnung unseres Lebens ohne die Mörder Gottes, in Gemeinschaft mit Gott. Diese Kreuzigung nehmen wir gerne auf uns: Das Ende des Lebens in der Gemeinde der Sünder. Und dann die Auferstehung in der Gemeinde der Heiligen. 

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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