Reichtum und die enge Pforte ins Himmelreich

Die Bibel scheint vor Reichtum zu warnen, insbesondere im neuen Testament. So sagte doch Jesus, dass eher ein „dickes Tau“ durch ein Nadelöhr gezogen werden könne, als es möglich sei, einen Reichen in das Himmelreich zu ziehen. Denn Jesus hatte einem reichen jungen Mann die Nachfolge angeboten, indem er ihn aufgeforderte, alles Hab und Gut den Armen zu spenden und ihm zu folgen. Dies aber hatte dieser verweigert und sich „traurig“ gegen die Nachfolge des Jesus entschieden, denn er war „sehr reich“. Dieser vergängliche Reichtum was ihm offensichtlich wichtiger, als die Nachfolge des Jesus zum ewigen Leben beim himmlischen Vater

Dies scheint vordergründig darauf hinzudeuten, dass uns die Nachfolge des Jesus zwar das Reich Gottes erbringen könne, uns aber im irdischen Leben vollkommen verarmen zu lassen und wir zwangsläufig alle als Bettler im Elend auf der Straße herumirren müssen, in diesem Leben, quasi als Strafe für die Nachfolge des Herrn. Dies ist natürlich nicht so, denn Jesus sagte auch, dass einieder der das alte Leben um seinetwillen aufgibt nicht nur Lohn im Himmel habe, sondern auch im irdischen Leben. Wie verhält es sich also mit der Aufgabe des Reichtums des jungen Mannes. Soll er verarmen in diesem Leben? 

Bedenken wir hierbei, dass Jesus seine Nachfolger gezielt zur gelebten Barmherzigkeit erzieht, also dazu, alle Menschen, denen man begegnet ohne Verurteilung so zu behandeln, wie man ein ein bedürftiges Kind behandeln sollte. Wenn es Durst hat, dann gebe ihm zu trinken. Wenn es eingesperrt ist (seelisch auch im Geist der Verurteilung), dann besucht man es. Was wir den anderen Menschen tun, das ist es, was wir für Jesus getan haben. Weil wir den anderen Menschen als Nachfolger des Jesus dienen, haben wir den Dienst getan, den wir in der Nachfolge des Jesus tun sollen. nämlich den Dienst, den Jesus selbst getan hat. Wenn wir also den Nächsten verhungern lassen, obwohl er Hilfe benötigt, so haben wir nichts für Jesus getan und sind nicht sein Nachfolger geworden. Wir könnten dann Theologe werden und über Jesus reden, aber wir wären wie der Reiche, der Jesus nicht gefolgt ist, sondern ein Kind der Abkehr von Gott geblieben ist, um an seiner Universität und in seiner Kirche nicht ausgegrenzt zu werden, wie es allen Nachfolgern Gottes geschehen kann. Sie halten an der irdischen Ehre fest, weil sie sich nicht auf die Verheißungen Gottes verlassen mögen. Dies aber soll ihnen nicht vorgeworfen werden im Sinne einer Anklage, sondern lediglich festgestellt werden im Sinne eines Weges, den wir nicht gehen wollen, wenn wir echte Nachfolger werden möchten. Bedenken wir aber, dass die Versorgung der Menschen, die wir zu den Menschen bringen nicht nur materieller Natur ist, sondern eben auch geistlicher Natur sein soll. So leiten wir im Geist der Barmherzigkeit kommend, also im Heiligen Geist, die Segnungen Gottes an die Menschen weiter. Wenn sie durstig sind, bedeutet das im spirituellen Sinne, dass sie der Gaben aus dem Heiligen Geist benötigen, die wir ihnen von Gott her anbieten und geben sollen, wenn sie unser Angebot annehmen wollen. 

Hierzu gehören folgende Gaben aus Gottes Geist:

– Mitteilung von Weisheit

– Vermittlung von Erkenntnis

– Glaubenskraft stärken

– Krankheiten heilen

– Wunder tun

– Prophetische Auskünfte erteilen

– Geister der Anklage entkräften / austreiben

– Tote auferwecken / Evangelium verkünden

Zu all diesen Werken gibt es immer eine materielle Ebene und eine spirituelle Ebene. Auch körperlich Tote können auferstehen, doch in der Regel dürfte es eher um die Auferstehung einer Seele gehen, die im Tod der Selbstanklage gefangen ist durch die Vermittlung der Vergebung, also durch Verkündigung des Evangeliums. Wer nicht im Heiligen Geist wandelt, der soll äußerliche Hilfe leisten und damit auch auf die Gaben Gottes hindeuten, die sich spirituell und materiell schenken wollen. Jesus hat auch äußerliche Hilfe geleistet, indem er nicht nur die Seele geheilt hat, sondern auch den Körper derer, die man zu ihm brachte. 

Die liebevolle Zuwendung zum Nächsten, die frei ist von Verurteilung,  entspricht somit der Zuwendung, die Gott geben möchte durch uns, und die uns mit Gott vereint, der diese Zuwendung leistet durch uns für ihn und uns. 

Für den Empfänger dieser Gaben aber gilt, dass er sie nur in der Demut empfangen kann, die einem Bettler entspricht, der um etwas bittet, dass er nicht einklagen kann, weil er dazu keine Macht hat. Jeder Mensch darf das Gute empfangen, wenn er nur bittet und es ohne Forderung, vermeintliches Anrecht und ohne Klage annimmt, wenn man es ihm gibt. In dem Geist, in dem man empfängt, ist man eingekoppelt in den Geist, der gibt. Daher kann man nicht empfangen, wenn man es in einem anderen Geist versucht. Wer also meint, er müsse von Gott erhalten, weil Gott dies machen muss, um nicht einen Nachteil zu erleiden, der wird nichts bekommen. Denn weder Gott noch wir erleiden einen Nachteil, wenn der Bedürftige die Gaben nicht empfängt, sondern der umfassende Frieden mit allen Gaben und Geschenken bleibt immer auf uns. Wir brauchen den Bedürftigen nicht und wenn er nichts annimmt, entsteht uns keinerlei Nachteil. Ihm aber entsteht der Nachteil, wenn er uns in einer Weise begegnen möchte, die Forderungen und Ansprüche stellt, uns eigennützige Motive unterstellt und somit dem satanischen Denken entspringt, in dem nichts empfangen werden kann, sondern die Not herrscht, weil die von Gott erbeuteten Güter begrenzt sind und Mangelware sind im Reich der Anklage. 

So wird derjenige zum reich beschenkten Bettler, der die Gaben in Bitte und Dank empfängt. Der demütig-dankbare Bettler vor Gott ist derjenige, der alles von Gott bekommt und deswegen stets gut versorgt ist. Reich an göttlicher Versorgung werden auch wir somit dadurch, dass wir selbst ein demütiger (nichtsnutzig für Gott) Bettler sind vor Gott, ein Bettler, der Gott nicht helfen kann, der aber dankbar ist und Gott nicht anklagt dafür, dass er ein Bettler ist, um versorgt zu sein. Wir sollten also wissen, dass wir Gott keinen Vorteil bringen, sondern er uns ausschließlich hilft, weil er ein gutes Herz hat und uns liebt. Er schenkt uns nicht zu seinem Vorteil, sondern aus Liebe. Das sollte man unterscheiden können, wenn man von Gott etwas im richtigen Kanal erbitten und erhalten möchte. Dies ist der schmale Weg und die enge Pforte, die zu Gott führt. Wer sich darin als einen Reichen einschätzt, der sozusagen von Edelmann zu Edelmann mit Gott kommunizieren möchte, so hat er den falschen Anschluss gewählt. Auf diesem Kanal erreicht er nur die im Geist der Anklage agierenden Menschen. Diese aber fragen ihn danach, was er im Gegenzug anbietet, sie wollen also einen Handel mit ihm abschließen. Dies sind aber jene Geister, die Jesus aus dem Tempel ausgetrieben hat, weil sie nichts mit Gott zu tun haben. Wer also meint, er müsse etwas heranbringen, damit Gott ihm im Gegenzug einen Gefallen erweise, der spricht nicht mit Gott, sondern mit den gefallenen Kindern. Diese aber bekommen nur etwas von uns, wenn sie bereit sind, auf den Kanal zu wechseln, in dem wir allein befugt und befähigt sind, etwas zu schenken. Dies ist die Barmherzigkeit und die Demut, die auf Anklage und Unterstellungen gegen den Geber zu verzichten weiß und nicht meint, der Gebende müsse den Dienst tun, um sich das Himmelreich zu verdienen oder dergleichen. Denn nicht wir denken, dass wir uns das Himmelreich verdienen müssen durch die Annahme unserer Gaben durch den Bedürftigen, sondern manche Bedürftige meinen, dass wir diese Gaben anbieten würden, damit wir uns das Himmelreich verdienen und nicht als Versager vor Gott stehen würden, die ihre Mission nicht erfolgreich abgeschlossen hätten, weil wir nicht überzeugen konnten. Wer also so über uns denkt, der bekommt nichts von uns und meint dann, er hätte bewiesen, dass wir Versagen auf unserem Weg der Mission. Wer so gedacht hat, der ist uns im Hochmut und der Lüge begegnet und darin erhält man tatsächlich überhaupt nichts von Gott.

Der Reiche ist folglich ein Mensch, der von Gott nicht annehmen kann, weil er kein Bettler vor Gott sein möchte. Für ihn ist der Geber jemand, der davon profitieren möchte, dass er, der Empfänger der Gaben, ihm seine Gaben abnimmt. Und für ihn ist ein Bettler, der unsere Gaben empfängt, nur ein minderwertiger oder bedauernswerter Mensch, den man aus seiner misslichen Lage befreien sollte, so dass er nicht mehr betteln muss, sondern auch irdische Versorgung durch Hochmütige beanspruchen kann, dass er sie einklagen und mit Gewalt durchsetzen kann, wenn es ihm verweigert wird.

So ist deutlich geworden, worum es den Menschen geht, die kein Bettler sein wollen und uns unterstellen, wir hätten einen Vorteil, wenn sie unsere Gaben annehmen. Sie wollen nicht abhängig sein von der Barmherzigkeit anderer Leute und der Barmherzigkeit Gottes und sich lieber auf die Gewalt und ihre Rechte verlassen, die mit Zwang durchsetzt werden können. 

Sie wollen Menschen nicht unbedingt aus der Armut befreien, sondern aus dem Zustand, keine Recht auf Versorgung zu haben, das sie mit Gewalt durchsetzen könnten. Sie wollen also die Abhängigkeit von Gott ersetzen durch eine Abhängigkeit von einem Gewaltherrscher, der diejenigen verklagt und bestraft, die keine Versorgung geleistet haben, „weil man da muss, um keine Strafe zu bekommen“. 

In Wahrheit resultiert aus dieser falschen Gesinnung ein System des Zwangs und der Drangsal, in dem jeder Mensch gezwungen wird, seine Beiträge zu entrichten und eine Strafe wartet auf all jene Menschen, die diesen Beitrag nicht bezahlen wollen. Die Menschen wollen ihre Versorgung einklagen können und dafür sind sie bereit, sich selbst verklagen und einsperren zu lassen, wenn sie ihre Beiträge nicht entrichtet haben. Dies aber ist kein System der Barmherzigkeit, sondern ein System der Anklage. Es ist nicht der Weg Gottes, sondern der Weg der Sünde und der Abkehr von Gott. In diesem Weg der Welt empfängt man von Gott keine besonderen „übernatürlichen“ Gaben aus dem Geist Gottes.

Wenn nun Jesus die Güter des reichen jungen Mannes mit Gewalt einziehen würde, um sie den Armen zu geben, so wäre er nicht anders, als ein Tyrann. Er wäre unbarmherzig und brutal, würde denjenigen anklagen, der nicht tut, was er sagt. Doch dies ist nicht der Fall.

Denn Jesus hat dem reichen jungen Mann sein Geld gelassen und es ihm nicht entrissen, um es den Armen zu geben. Dieser Mann konnte sich frei entscheiden, ob er etwas geben möchte oder es nicht möchte. Der reiche junge Mann hat von Jesus keinerlei Bedrohung oder Gewalt erfahren. Jesus hatte ihm lediglich gesagt, wie man in das Reich Gottes hineingelangen kann. Ob das der junge Mann nun tun möchte oder nicht, das ist sein Entscheidung und Jesus verachtet ihn nicht, wenn er jetzt nicht nachfolgen möchte und lieber die Scheinsicherheit seines Vermögens genießt, als sich auf die göttliche Versorgung zu verlassen. Was muss man also tun, um von Gott zu empfangen? Man muss sich demütigen und Gott in Liebe begegnen. Dann erhält man von Gott. Was muss man tun, um Jesus nachfolgen zu können? Man muss tun, was Jesus tut. Das ist das Geben an alle Menschen, die annehmen in Liebe und Demut. Auch wenn man nichts gibt, kann man von Jesus empfangen, solange man nur im rechten Kanal fragt.

Wenn der junge Mann nun nachgefolgt wäre und sein Vermögen gespendet hätte in der Wohltätigkeit, so wäre sein Lohn gewesen, dass er wäre wie Jesus und folglich Gott mit ihm wäre. Aber dies muss er nicht tun, um Gaben von Gott zu beziehen. Dazu reicht es bereits, Gott auf die richtige Weise zu fragen bzw. annehmen zu können, indem man es demütig und in Liebe tut.  

Jesus verlangt also kein Leben in Elend von uns, wenn wir ihm nachfolgen und auch kein Leben in Elend, wenn wir es nicht tun. Vielmehr soll jeder Mensch von Gott empfangen und wer dann nachfolgen möchte, der soll es tun. Das muss man aber nicht tun, um von Gott zu empfangen. Ihr könnt auch heute nur empfangen und vielleicht später einmal nachfolgen. 

Das wir in der Barmherzigkeit wandeln, hat den Vorteil, dass wir nicht mehr von der Anklage berührt werden können. Aber auch wenn wir es nicht tun, so gewährt uns Gott durch Jesus einen Schutz vor Anklage, solange wir diesen Schutz in demütiger Weise in Liebe, also im Kanal empfangen, in dem sie gereicht wird. 

Die allumfassende Versorgung ist der Wille Gottes. Man kann sie empfangen, wenn man demütig danach fragt in Liebe. Man muss nicht sein Hab und Gut den Armen spenden, um sie zu bekommen. Man wird allerdings das Hab und Gut Gottes den Armen spenden, wenn man mit Jesus geht und ihm nachfolgt. Das ist eben etwas anderes, als nur von Gott zu empfangen. 

 

 

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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