Gibt es toxische Geschlechterrollen?

Die göttlichen Geschlechterrollen sind die der barmherzigen Seele auf der weiblichen Seite und die des barmherzigen Geistes auf der männlichen Seite. Die Seele ist reich an Empfindungen und Wünschen, während der barmherzige Geist reich ist an Fähigkeiten, diese Wünsche zu erfüllen.

Wenn nun aber die Menschen Gott verlassen, geraten sie aus dem Geist der Barmherzigkeit in den Geist der Anklage. Dort kommt es zu einer Verunstaltung der Geschlechterrollen, die man durchaus als giftig oder toxisch bezeichnen kann. 

In der Anklage ist die männliche Rolle nicht mehr der eines hilfsbereiten und überaus fähigen barmherzigen Geistes, sonder die eines hartherzigen Anklägers, der es vermag Gewalt auszuüben, um andere Menschen einzuschüchtern und in eine unterlegene Rolle zu bringen. Der härteste Typ erscheint in dieser verunstalteten Geschlechterrolle als der echteste Mann. Dies hat offensichtlich nichts mit einem echten Mann im Sinne Gottes mehr zu tun, sondern stellt den Gegenentwurf des Reichs der Anklage dar.

Die weibliche Rolle wird in der Anklage verunstaltet von einer barmherzigen Seele, die es versteht ihre Wünsche zu artikulieren, zu der eines unterwürfigen, ängstlichen Menschen, der sich vor der Anklage des harten Mannes der Anklage fürchtet und daher schnell alles so erledigen und richtig machen möchte, dass er einer Strafe des Anklägers entgeht und von diesem wieder gemocht und gelobt wird. Die Angst vor der Anklage zeugt davon, dass der Mensch in den Geist der Anklage geraten ist. In der Barmherzigkeit hört man nicht auf die Stimme der Anklage, sondern auf die Stimme der Barmherzigkeit, also auf Gott.

Die falschen Geschlechterrollen werden überwunden, indem sich die Menschen wieder in die Barmherzigkeit Gottes zurück bewegen und die Anklage hierfür aufgeben und durch Vergebung ersetzen. Dies bedeutet, dass ihnen die Stimme der Anklage als Stimme von sinnlosen Lügen bekannt ist, auf die man nicht hören darf. Dann wird der barmherzige Geist wieder als ein Gewinn für die barmherzige Seele erkannt und die Seele als Dreh- und Angelpunkt des Lebenssinns auch für den Geist gepriesen werden. Die echten Geschlechter der Barmherzigkeit sind beide wunderschön und wahrlich zu preisen. 

Der Versuch, sich neue Geschlechter auszudenken, ohne aber den Geist der Anklage zu verlassen, ist nicht der Heilsweg, den wir verkünden. Wir verkünden den Weg zur Barmherzigkeit Gottes in Gottes Ordnung und den Verzicht auf die Anklagen gegen Gott, Mitmenschen und sich selbst. Das schließt auch Anklagen gegen Männer und Frauen ein, die sich heute noch in ungesunden Geschlechterrollen befinden oder aber auf der Suche nach neuen Rollen außerhalb des göttlichen Heilsgeschehens fündig werden möchten. Sie alle werden ihren Weg gehen müssen und es erkunden, um zum Ende, am Ende der Zeit der Verirrung, wieder zum Schluss zu kommen, dass es doch das ursprüngliche Paradies ist, das wir suchten.

Es sei noch erwähnt, dass jeder Mensch Seele und Geist sein wird, so dass es gelten wird, dass der Mensch als Bild Gottes Mann und Frau ist in dem Sinne, dass er Seele und Geist ist, beides in der Barmherzigkeit und außerhalb der Anklage. 

Die Zukunft ist somit paradiesisch, der Weg dorthin oft voll schriller Anklage und großen Schmerzen. Doch dies alles muss sich erfüllen und stellt absolut betrachtet keinen Fehler dar. Auch die “toxischen” Geschlechterrollen waren somit eine temporäre Erfahrung, die wohl einmal gemacht werden musste, um sich wieder auf die himmlischen Geschlechter zurück zu besinnen. Daher: Liebt alle, seid dankbar für alles.

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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