Die Trennung des wahren vom falschen Evangelium

In der christlichen Tradition wird die Wahrheit immer mit der Lüge vermischt, weil es sich bei den Denkern und Predigern, den Theologen und Priestern in der Regel nicht um Heilige handelt, sondern um Menschen, die noch auf der Suche sind. Sie sind noch empfänglich für den Irrtum und sie haben ihn aufgenommen und weitergegeben. Dies ist uns schon aus der Schrift bekannt, die diesen Umstand benennt, indem sie sagt, dass es auch anti-christliche Elemente in der Verkündigung findet. 

Oft wurde dies allerdings so hingestellt, als gäbe es eine scharfe Trennlinie zwischen den Bösewichten mit falscher Lehre auf der einen Seite und den Heiligen mit reiner Lehre auf der anderen Seite. Dem ist nicht so. Die Lehre ist fast überall mehr oder weniger mit Irrtümern durchzogen und dies betrifft in besonderer Form die zentralen Botschaften des Glaubens, das Evangelium. 

Wir können nicht einfach eine Weltkirche als Vertreter der Wahrheit annehmen, noch können wir dies von einer anderen Quelle annehmen. Sogar dann, wenn wir Jesus hören können, so ist es uns in Ermangelung völliger Heiligkeit oft nicht möglich, ein falsches Verständnis dessen was er sagt auf unserer Seite auszuschließen. Mit diesem Phänomen müssen wir daher leben.

Wenn man nun sagen würde, dass man selbst die Wahrheit richtig erfasst, während die anderen Prediger allesamt Anti-Christen sind, die von Dämonen an der Nase herumgeführt werden, so wäre man wohl naiv und blind gegenüber den eigenen Beschränkungen in Verständnis und Reinheit des Herzens.

Daher möchte ich nicht behaupten, dass meine Erkenntnis der Weisheit letzter Schluss ist, auch nicht bei mir selbst. Ich stelle nur dar, wie ich heute meine, das Evangelium reinzuhalten, indem ich die Fehler in meinem bisherigen Verständnis aussortiere und mich auf die Dinge konzentriere, die ich heute als Wesentlich ansehe.

Nach dieser Einordnung möchte ich nun den Versuch unternehmen, die Trennung des wahren vom falschen Evangelium vorzunehmen in der mir heute möglichen Präzision bzw. Limitierung.

Auf der Seite des wahren Evangelium sehe ich die Botschaft vom Heilsweg, den Jesus selbst gegangen ist und der Jesus in die Herrlichkeit des Vaters geführt hat sowie in die Auferstehung zum ewigen Leben. Der Grund, warum er diesen Weg gehen konnte liegt darin, was er geglaubt hat, wie er geglaubt hat und wie er gelebt hat. Seine Glaube und seine Leben sind somit diejenigen Aspekte von Jesus, die ihn mit Recht sagen lassen, dass er selbst der Weg ist. Er ist der Weg, weil sein Glaube und sein Leben erretten, da Gott darin präsent ist und das Heil herstellt. Weil Gott im Glauben und Leben des Jesus präsent ist, wird in Jesus alle Wirkung der Sünde eliminiert und durch das Heil Gottes ersetzt. Dieser Vorgang ist die Sühnung der Sünden, also die Wiedergeburt im Leben, die Heiligung und die Errettung aus der Wirksamkeit der Sünde. Was Menschen auch immer falsch machen können, das wird in Jesus beendet und durch das Heil Gottes ersetzt. Beispielsweise haben die Menschen den Fehler gemacht, Jesus nicht anzunehmen, sondern ihn körperlich zu schänden und zu ermorden. Dies ist ein großes Werk der Sünde. Doch in Jesus wird es überwunden durch das Eingreifen Gottes. Jesus wird wieder aufgerichtet, weil in ihm das Heil präsent ist und die Sünde überwindet. Was man Jesus auch immer angetan haben mag, in Jesus wird es überwunden und es ist besiegt. Die Errettung ist in Jesus vollbracht durch seinen Glauben und sein Leben, das die Präsenz Gottes zulässt. Damit ist auch klar, dass nicht das Werk der Kreuzung das Heil erreicht, sondern der Glaube und das Leben im Einklang mit Gott in Gottes Präsenz. 

An dieser Stelle wird deutlich, was der größte Fehler im Verständnis des Evangeliums sein muss. Ein falsches Evangelium entsteht dann, wenn man die Ursache der Errettung nicht erkennt. Die Ursache der Errettung ist der Glaube und das Leben des Jesus, das er im Einklang mit Gott geführt hat in der Gegenwart Gottes im Heiligen Geist und was ihn als den Messias auszeichnet, der das erfüllt, was man erfüllen muss, um die Errettung zu erfahren.  Eine falsche Ursache, die gar nicht die Ursache der Errettung ist, wäre die Kreuzigung oder der Tod des Jesus. Denn die Kreuzigung des Jesus ist ja jenes Werk, das durch Gottes Eingreifen der Wirkung nach überwunden und unschädlich gemacht wird. Die Kreuzigung wird überwunden. Sie ist nicht das Heilmittel. Der Glaube und das Leben des Jesus ist der Weg, das Heilmittel einzulassen und das ist Gott. Dennoch hat auch die Kreuzigung eine gewisse indirekte Mithilfe geleistet, den Glauben des Jesus und damit sein Leben perfekt zu machen, da es eine Hürde und große Herausforderung war, die Jesus zu überwinden hatte. Dabei wurde sein Glauben nicht kleiner, sondern größer. Somit hat das Werk der Sünde den Glauben des Jesus, der so zentral für die Präsenz Gottes ist, weiter anwachsen lassen, weil Jesus die Herausforderung gemeistert hat, diese Anfechtung zu überwinden, indem er seinen Mördern vergeben hat und Gott weiterhin Vertrauen entgegenbrachte, statt sein Herz gegen Gott zu verhärten. 

Die Warnung ergeht daher von meiner Seite, nicht die Kreuzigung und den Tod des Jesus als Evangelium anzusehen, sondern seinen Glauben, mit dem er diese Dinge überwunden hat, weil er Gott nicht ausgeschlossen hat und daher von Gott gerettet werden konnte, was Gott immer tut, wenn man ihn nicht ausschließt. 

Der Erretter des Jesus ist Gott. Aber sein Glaube ermöglicht die Präsenz Gottes und aus diesem Grund ist Jesus der Weg zur Errettung. Dies ist der Weg zur Präsenz Gottes, also zum Vater. Und wer beim Vater ist, der ist errettet, weil der Vater immer errettet und die Sünde immer ausschaltet, wenn man sich nicht abwendet vom Vater. Dieses extreme Vertrauen des Jesus zum Vater ist somit das, was ihn errettet hat.

Wenn wir nun das Evangelium der Errettung von Jesus erweitern in das Evangelium meiner eigenen Errettung, dann geschieht dies, indem ich den Glauben und das Leben des Jesus übernehme und darin bleibe. Denn wenn auch ich seinen Glauben annehme und sein Leben, dann ist auch in mir der Vater präsent und auch in mir wird die Sünde überwunden. 

Warnung: Ich bin nicht schon dadurch errettet, dass Jesus errettet wurde. Ich bin darin errettet, dass ich den Glauben des Jesus von ihm übernehme, indem ich ihm glaube, um zu glauben, was er glaubt und damit Anteil zu bekommen an seinem Glauben und eines Glaubens mit ihm zu werden in einem Geiste, dem Heiligen Geist.

Diesen Heilsweg haben einige Menschen erkannt, andere haben sich verrannt in falsche Evangelium, die trügerische Meinungen kundtun. Das Entscheidende dabei ist immer, dass sie den Menschen davon abhalten, in den Glauben des Jesus einzutreten, der doch die Voraussetzung für die Errettung ist. So könnte man sich einreden, dass man errettet sei, wenn man nur glaubt, dass Jesus für die Vergebung der Sünden bestraft und ermordet wurde. Dann nämlich müsste man gar nicht zum Vater kommen, wie Jesus, sondern wäre sozusagen außerhalb des Vaters errettet. Das wäre eine Errettung ohne tatsächliche Errettung, also eine Mogelpackung. Darauf sind einige Menschen hereingefallen, weil es in den Ohren kitzelt, wenn uns jemand einen billigen Ausweg aus der Erfordernis zur Nachfolge des Herrn anbietet. Wenn man gar nicht in den Glauben des Jesus gehen müsste, dann wäre das natürlich viel einfacher und man könnte sich einfach so für errettet halten. Dies aber ist deswegen so gefährlich, weil man sich dann gegen das Evangelium sträuben wird und lieber an seinem falschen Evangelium festhält, das niemanden erretten kann, sonder nicht nur der Einsicht nach Unsinn ist, sondern auch der Wirkung nach, die nämlich ausbleibt.

Wer aber tatsächlich in den Glauben und das Leben des Jesus eintritt und somit im Heiligen Geist in der Präsenz Gottes lebt, in dem ist das Heil eingeschaltet. Das ist wie ein Licht. das auf einem Leuchter steht und schwerlich versteckt werden kann. Das merkt man und es ist nicht zu verleugnen. Das wahre Evangelium hat somit echte Heilswirkung für denjenigen der sich davon anregen lässt, sich dem Glauben des Jesus zu unterstellen, um ihn zu übernehmen. 

Wir wollen genau dies tun: Jesus ich unterstelle mich deinem Glauben und lasse meine Vorstellungen dafür sausen, inklusive dessen, was ich für das Evangelium gehalten habe, als ich mich deinem Glauben nicht unterstellen wollte. Für mich gilt als wahr und ist die Wahrheit, was du glaubst, nicht was ich glaubte oder was andere Menschen glauben und seien es alle Menschen der Welt. Bitte taufe mich in deinen Glauben, in dein Leben, in deinen Heiligen Geist und das Heil des Vaters hinein. Danke, dass dies nun für mich wahr wird.

Noch ein ergänzendes Wort zu den Konflikten zwischen Protestanten und Katholiken zum Thema “Werke” und “Glauben”. Meiner Auffassung danach handelt es sich dabei um Scheingefechte, die beide Seiten davon abhalten, bei sich selbst für die Reinheit der Lehre zu sorgen. Statt dessen beschäftigt man sich mit Fragen der Definition, wem nun der Glaube gehört und wem das Leben gehört und das was man macht. Dies ist nicht entscheidend. Es ist egal, ob es mir oder Gott gehört. Entscheidend ist, dass mein Glaube dem Glauben entspricht, der errettet, indem er den Vater in mir präsent sein lässt, der das Heil in mir herstellt. Daher ist man nicht errettet durch die richtige Konfession, sondern durch den Glauben des Jesus, wenn man darin bleibt, um Gottes Präsenz aufrecht halten zu können auch in Anfechtungen und Krankheiten.

Wenn es um die Reinigung der katholischen Kirche geht, so ist die Überwindung der Anklage gegen die Sünder und der Beschuldigung der Sünder ein wichtiges Anliegen. Denn dies widerspricht dem Glauben des Jesus, der alle Menschen liebt und keinen Menschen schuldig spricht. Es ist daher ungehorsam gegen Jesus, sich oder andere Menschen als schuldig anzusehen. Dies entspricht nicht dem, was Jesus denkt und glaubt. Daher steht es der Errettung der Menschen im Wege, dies zu denken. Der Glaube des Jesus, den wir übernehmen wollen, zeichnet sich gerade dadurch aus, dass man auch jene Menschen nicht schuldig spricht, die noch ungläubig sind gegenüber dem Wort Gottes, der der Glauben des Jesus ist.

Wenn es aber um die Reinigung der vielen protestantischen Gemeinden geht, so ist diesen die Verachtung der katholischen Kirche eine Gemeinsamkeit, die zu überwinden ist. Denn es widerspricht dem Glauben des Jesus, diejenigen schuldig zu sprechen, die sich selbst schuldig sprechen und selbst anklagen oder ihre Kirchenmitglieder anklagen. Jesus lebt nicht in der Anklage gegen die katholische Kirche und es ist daher eine Abweichung von Jesus, so zu denken und zu glauben. 

Es ist oft nicht leicht, denjenigen nicht als bösen teuflischen Ankläger zu verwerfen, der uns als bösen Sünder bezeichnet und verworfen hat. Aber die Enttäuschung über die Ablehnung des Menschen in der katholischen Kirche durch die Anklage gegen den Menschen seine Sünde wegen, sollte uns nicht dazu verleiten, unsererseits eine Anklageschrift gegen diejenigen zu fertigen, die uns abgelehnt haben. 

Denn im protestantischen Denken ist präsent, dass man diejenigen unbedingt anklagen solle, die in ihrer Kirche die Praxis der Beschuldigung der Menschen ausführen. Dahinter steht die irrige Annahme, dass man die Beschuldigung dadurch überwinden könnte, dass man sich gegen den Beschuldiger abgrenzt, indem man ihn beschuldigt. Tatsächlich aber nimmt man auf diese Weise Teil am Geist der Beschuldigung und nicht am Geist der Vergebung des Jesus. 

Jesus hat die Anklagen der Pharisäer und des Volkes gegen sich nicht damit überwunden, dass er zu einer Anklage gegen die Pharisäer geschritten wäre, die ihn und die einfachen Leute angeklagt haben, sie verachtet haben, auf sie herabblickten und sich für überlegen hielten. Dies alles hat er vergeben. Gleichzeitig hat er aber den einfachen Leuten gesagt, dass sie nicht glauben sollen, was die Pharisäer ihnen sagen, dass sie nämlich vor Gott abscheuliche Menschen seien, die keinen Zugang zum Himmelreich haben könnten. 

So können wir aus dem Konflikt zwischen den Protestanten und der katholischen Kirche lernen, dass man die Beschuldigungen gegen die Menschen nicht glauben soll, aber nicht die Beschuldiger verklagen soll, sondern ihnen ebenso vergeben soll, wie den einfachen Menschen, deren Glaube auch oft sehr dürftig ist. 

Der Glaube des Jesus ist von Barmherzigkeit und Vergebung geprägt. Darin ist Gott präsent. Wenn wir uns in Anklagen und Gegenanklagen verstricken, so verhärten wir uns gegen den Geist des Jesus und verjagen ihn aus unserem Dasein. Die Güte und unfassbare Barmherzigkeit des Jesus ist es, was uns durchtränkt, wenn wir ihm glauben und seinen Glauben übernehmen. So werden wir barmherzig wie es Jesus ist. Dass diese Barmherzigkeit von uns auszuleben ist, hat man nun in der katholischen Kirche gelehrt und daran gut getan. Diese Lehre aber wird von vielen Protestanten als Anschuldigung missverstanden. Sie meinen dann, dass man sich dagegen verwahren müsse, dass jemand Barmherzigkeit als Heilsweg propagiere, wo es doch allein um den Glauben gehe. Nun ist aber der Glaube des Jesus Barmherzigkeit. Wenn man also nicht in Barmherzigkeit wandelt, so hat man den Glauben nicht, der uns errettet. Dies nun sollten sich Protestanten einmal im stillen Kämmerlein näher ansehen, wo sie vor den Attacken derer geschützt sind, die ihre Mission darin sehen, gegen das Gebot zu barmherzigen Werken Sturm zu laufen. Jesus aber gibt vor, dass wir sein barmherziges Herz annehmen sollen. Dies bedingt, dass wir auch barmherzig handeln sollen. Wir sind nicht durch die Menge von barmherzigen Werken gerettet, die wir erledigen, aber unser Glaube wächst ungemein, wenn wir barmherzige Werke tun, obwohl es anstrengend ist, verhöhnt wird und als dumm hingestellt wird von unseren Mitmenschen. Der Glaube des Jesus erweist sich dann, wenn man barmherzig ist, obwohl man dafür keinen Applaus, sondern sogar Anfeindungen ertragen muss. Nicht die  Anfeindungen sind unser Heil, sondern unsere Überwindung und Vergebung der Anfeindungen. So ist es dem Katholiken also eine Hürde aber auch eine Wachstumschance, dass ihn die protestantisch und atheistisch geprägte Gesellschaft dafür nicht loben wird, sondern als Bösewicht verleumden wird. 

Ich sage es nochmals: weder der Protestantismus noch der Katholizismus sind in sich ein Garant dafür, dass ein Mensch den Glauben des Jesus annehmen kann. Der Herr lernte mir diese wichtige Lektion, indem er mich erst Protestant werden ließ, mir dann aber sagte, ich solle zur katholischen Kirche gehen. So konnte er bei mir all diese Stolpersteine ausräumen. Insofern ist es gut, dass es beide Lager gibt, weil es so einfacher ist, die Fehler auf beiden Seiten zu erkennen (wenn man sich nicht zum Anwalt der einen Seite in Anklage gegen die andere Seite machen möchte, was ich nicht mehr tue). 

Ich verstehe daher, dass Gott mir beide Lager zeigte, um mich zu reinigen von meinen Fehldeutungen. Sicherlich gibt es auch bei mir noch viel zu tun. Dennoch meine ich, dass meine Erfahrungen für sehr viele Menschen hilfreich sein können, wenn sie dies finden und mit ehrlichem Herzen ohne Verurteilungen nachvollziehen. Wo ich mich irre, dort vergebt mir zusammen mit Jesus, der es auch tut. Das schließlich habe ich verstanden und glaube es auch.

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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