Die Seele des Menschen ist verletzlich, wenn sie von Gott getrennt ist. In diesem Zustand will sie sich schützen und wendet hierfür verschiedene Taktiken an. Unter anderem kreiert sie einen Schutz- und Kampfpanzer um sich herum. Unter Verwendung dieses Panzers kann sie es mit anderen Seelen aufnehmen, die es ähnlich halten. Doch es ist kein Frieden zwischen diesen Seelen. Sie sehen sich nicht wirklich, weil sie ihr Auge auf die äußerliche Schutzhülle des Menschen gerichtet haben. Diese Schutzhülle, die von der Seele zu ihrem Schutz bestellt wird, kann man auch als Ego bezeichnen. Aus dem Ego heraus, seine wahre Seele versteckend, kann der Mensch hart, hinterlistig, wütend, heimtückisch und anklagend agieren. So findet ein Kampf der Egos statt, der von den Seelen geführt wird, die sich verhalten sie wie die Insassen in Kampfpanzern, die sich nicht offen zeigen wollen, um nicht angreifbar und verletzlich zu sein. Sie leiden nur, wenn ihr Panzer zerstört wird und dann richten sie ihn schnell wieder auf.
Dies wird von den Seelen der Heiligen nicht zum Anlass genommen, die Seelen anzuklagen oder diese nicht zu lieben. Vielmehr verfügen die Seelen der Heiligen über eine andere Macht und einen anderen Schutz, den die Seelen in den Panzern, die man auch Dämonen nennen könnte, nicht verstehen. Die Macht der Vergebung beruht darauf, dass die Seele die Attacken der Seelen in den Egos nicht zum Anlass nehmen, sich ebenfalls in einen Schutz- und Kampfpanzer zu hüllen. Sie werden somit nicht verborgen, wenn sie angegriffen werden und sie gehen nicht zum Gegenangriff über. Sie gehen nicht auf die Egos der Mitmenschen ein, nicht auf ihre Dämonen und nicht auf ihre Verführung. Sie gehen direkt zu den Seelen der anderen Menschen und berühren diese in einer Weise, die es ihnen unmöglich macht, ihren Krieg fortzusetzen. Dies ist die Wirkung des Heiligen Geistes. Er schaltet die Aktivitäten aus, die andere Seelen ansonsten über ihre Panzer ausführen könnten. Dies gelingt nicht als Krieg gegen die Panzer, sondern in der Umgehung der Panzer und der direkten Berührung der Seelen, die in den Panzern saßen, um Krieg zu führen. Doch so tritt ein temporärer Frieden ein, der solange anhält, wie sich die Seelen im Kontakt mit den Heiligen befinden.
Wenn sich die auf diese Weise temporär besänftigten Seelen nun wieder anderen Seelen zuwenden, die in ihren Egos sitzen, so kann es dazu kommen, dass sie sich wieder Panzer machen und auf die anderen Egos losgehen. Dies wäre aber schade. Denn dann haben sie die viel größere Macht der Vergebung aufgegeben, um die geringe Macht der „Stärke“ der Dämonen (Panzer, Egos) zu verwenden.
Der Heilsweg besteht daher darin, auch in der Konfrontation mit angreifenden Seelen, die sich hinter Dämonen verbergen, in der Vergebung zu bleiben und die angreifende Seele in Liebe und Segnung zu erreichen. Dann ist diese durch den Heiligen Geist berührt und kann nicht mehr kämpfen. Wir wollen also stets im Schutze des Friedens des Heiligen Geistes wandeln, in der Liebe zu jeder Seele und in der Ausschaltung der Panzer.
Die Vergebung ist somit nicht eine Akzeptanz dessen, was die Seelen in den Egos taten, sondern eine Berührung der Seelen, völlig unabhängig davon, was sie in den Egos taten. Es kommt nicht zu einer Auflistung und Aufarbeitung der Fehler, die Seelen tun, wenn sie ihre Panzer verwenden. Der ganze Dreck wird ausgeschaltet zusammen mit den Panzern und ersetzt durch den Schutz des Heiligen Geistes im Frieden Gottes.
Wo es darum geht, die Fehler der Menschen aufzuwiegen, dort ist keine Vergebung vorhanden, sondern lediglich ein Handel zwischen solchen Seelen, die sich weiter verbergen wollen und ihren Krieg noch nicht aufgegeben haben. So geht es bei diesen im ego hängenden Seelen um die Frage der Schuld und darum, wie diese getilgt werden könne. Sie machen sich noch gegenseitig schwere Vorwürfe für die Attacken, die sie gegeneinander gefahren haben und die Kriegsverbrechen, die sie beim jeweils Anderen gefunden haben. Dies ist nicht die Vergebung. Statt der Vergebung betreiben sie einen Handel und verlangen Opfer von der Gegenseite zur „Wiedergutmachung“. So werden die Seelen in ihren Panzern sich gegenseitig dazu bringen wollen, sich zu unterwerfen, um keine Vernichtung zu erfahren. Das geforderte Opfer ist es dabei aus Sicht der Seelen in ihren Egos, sich einer Seele in einem Ober-Ego zu unterwerfen und als dessen Sklave dienen zu müssen. Hierzu wird die Verleugnung der Seele gefordert, also der Verzicht auf die Verfolgung der eigenen Interessen der Seele, nämlich den heimlichen Wunsch aller Seelen nach Errettung aus dem Panzer, in die Gemeinschaft der Heiligen.
Die unterworfene Seele muss sich dann der Heerschar des Ober-Egos anschließen und darf sich nicht mehr um die Vergebung bemühen, die sie bei Gott finden würde. So bleibt die Seele in der Beschuldigung und muss aufgrund der vermeintlichen Schuld der „Sünde, die nicht vergeben werden kann“ dem Ober-Ego bzw. seinem Betreiber, der darin agierenden Seele, dienen.
Tatsächlich gibt es keine Sünde, die nicht vergeben werden kann. Denn jede Seele, die sich hinter einem Ego verborgen hat, könnte zum Herrn kommen und sie würde Vergebung finden. Die Blasphemie gegen die Heiligen wird letztlich von den meisten Seelen betrieben und wird jederzeit vergeben von den Heiligen. Tatsächlich stimmt etwas ganz anderes: Solange man die Vergebung nicht sucht, wird man sie nicht finden. Das ist die wahr Botschaft, die Jesus den Pharisäern auf den Weg gab. Denn die Sünde der Pharisäer kann selbstverständlich jederzeit vergeben werden, nur sollten sie diese hierzu auch selbst suchen und bereit sein, ihren Panzer dafür aufzugeben. Das wollten sie nicht, weil sie ihr Ober-Ego als guten Schutz empfanden und darauf bauten, ihre Seele darin gut aufgehoben zu haben.
So finden wir das Phänomen, dass gerade im religiösen Kontext von dort aktiven Seelen große Dämonen verwendet werden, die andere Seelen einschüchtern und in die Unterwürfigkeit drängen. Hierzu werden Anklagen verwendet, also Schuldvorwürfe erhoben, die nur dann nicht mehr laut geäußert werden, wenn sich der Mensch unterwürfig gezeigt hat. Das ist die falsche Demut der Unterwürfigkeit unter die Ankläger, die mit einer Wiederaufnahme der Anklagen drohen für den Fall, dass sich der Unterdrückte einfallen lassen sollte, doch die echte Vergebung bei Gott zu suchen.
Wo also eine Anklage stattfindet wegen der Fehler, die Seelen machen, wenn sie in Egos leben, dort ist die Errettung nicht angekommen. Eine Zurechtweisung „der Sünder“ ist ein Kennzeichen dafür, dass es sich um Seelen in Kampfpanzern handelt. Wo aber statt einer Zurechtweisung der Sünder die Vergebung in die Seelen der Menschen eindringt, unter Ignoranz der Egos, dort ist die Gegenwart eines Heiligen, der im Heiligen Geist kommt. Er sieht die wahre Seele und liebt sie. Er kommt nicht, um Sünden aufzurechnen, sondern er schaltet die Sünde komplett aus, was die Errettung ist.
Wir haben gelernt, dass Seelen in Egos versuchen, andere Seelen zu unterjochen. Hierzu verwenden sie verschiedene Techniken. Eine davon ist die Anklage der Sünde wegen. Dies aber setzt voraus, dass keine Vergebung stattfindet, denn sonst wäre ja die Anklage nicht möglich. Wenn wir aber selbst anklage üben, so lässt uns Gott anderen Anklägern begegnen. So wird uns gespiegelt, was wir überwinden müssen. Daher können wir dann leicht auf unsere Dämonen verzichten, wenn wir erkennen, dass wir selbst nicht von Dämonen bedrängt werden wollen. So sind wir bereit, die Vergebung des Jesus selbst zu praktizieren. Beachtet also, dass die Anklage der Ankläger keine Endlösung ist. Vielmehr sollten wir erkennen, dass die Anklage nicht der Weg des Herrn ist, sondern die Vergebung.
Im christlichen Kontext sehen wir beispielsweise, dass die Verwendung der Anschuldigung der Sünder eine tiefgreifende Tradition im katholischen Kirchengeschehen ist. Wenn man aber Sünder anschuldigt, statt die Vergebung und den Frieden des Herrn zu leben, so is man nicht in der Nachfolge des Herrn. Dies haben immer nur ganz wenige Menschen getan. Im Protestantismus wollte man sich nun gegen die Anschuldigungen der Sünder verwahren und hat daher die katholische Tradition verlassen. Doch statt Vergebung zu finden, wurde der Protestantismus auf eine Gegenanklage gegen die Ankläger gegründet. So ist es eine Voraussetzung zur Mitgliedschaft im protestantischen Ego-Panzer, die Seelen anzuklagen, die sich der katholischen Anklagerezeptur verschrieben haben. Da stehen zwei Heere gegeneinander und beide sind nicht im Frieden des Herrn. So haben sie Krieg geführt und ein Drittel der Bevölkerung getötet, bis sie sich auf einen kalten Krieg geeinigt haben. Doch die Anklagen sind nicht verschwunden. Sie sind in der Ego-DNA der jeweiligen Lager verankert. Nichts davon ist der Weg des Herrn.
Denn der Herr liebt die Seelen der Katholiken ebenso wie die Seelen der Protestanten und der Heiden und aller anderen Religionsangehörigen. Sie alle sind eingeladen in den Frieden Gottes in der Macht der Vergebung. Dann werden die Schwerter und die Waffenrüstungen endlich aufgegeben. Denn der Heilige Geist reicht. Härte und Anklage sind nicht der Weg des Herrn.