Die Beschäftigung mit der Bosheit in der Welt führt zwangsläufig auf die Frage, ob es das Böse als eine eigenständige Kraft gibt und wo diese gegebenenfalls herkommt.
Wenn wir den Ursprung bedenken, dann ist dieser das Absolute, das Ungeschaffene, das es geben muss, weil es nicht anders sein kann. Man kann dies so erklären, dass es weder einen äußeren (oder inneren) Grund dafür gibt, dass es nichts gibt noch einen Grund dafür, dass es etwas gibt. Wenn es aber keinen Grund gibt dafür, dass es etwas gibt oder es nicht gibt, dann kann es etwas geben. Diese Möglichkeit kann nicht verhindert werden und aus diesem Grund gibt es auch eine „Besetzung“ der Möglichkeit, dass es etwas gibt. Somit gibt es etwas, dass nicht von dem Umstand ausgelöscht werden kann, dass es auch Nichts geben muss, weil auch dies nicht ausgeschlossen werden kann.
Die Koexistenz von Etwas und Nichts ist der absolute Ursprung und auch die absolute Ewigkeit von Allem. Diese Gemeinschaft zwischen Existenz und Nicht-Existenz kann nie gelöst werden. Aber die Existenz ist es, die einen Willen hat und die eine Weisheit hat. Die Nicht-Existenz ist gleichzeitig da und hat weder Willen noch Weisheit. Diese beiden sind gekoppelt in Ewigkeit auf absolute Weise.
Der Wille trifft auf einen Nicht-Willen. Die Weisheit trifft auf eine Unkenntnis. So füllt die Weisheit das Unwissen auf und das Unwissen die Weisheit. Wo Unwissenheit ist, dort erscheint die Weisheit einfach so. Wo Weisheit ist, dort erscheint die Unwissenheit einfach so. Mit dieser Ambivalenz muss man leben. Die Weisheit ist da und die Unwissenheit ist jetzt da. Diese koexistiert.
Unwissenheit ist aber nicht Bosheit. sondern eben Unwissenheit. Daher gibt es im ewigen Ursprung auch nicht Gut und Böse, sondern Wissen und Nicht-Wissen. Erkenntnis und Nicht-Erkenntnis. Würde man behaupten, dass es sich um Gut und Böse handele, dann würde man sich täuschen. Wenn man aber zwischen Wissen und Unwissen steht, also Teilwissen hat, dann ist es durchaus möglich, dass man etwas für die absolute Wahrheit hält, dass sie aber nicht ist. Somit ist auch die Täuschung im Teilwissen eine natürliche Sache, die sich im Übergang zwischen Wissen und Unwissen einschleichen muss.
Im Wissen weiß man, wie man mit dem Teilwissen fertig wird und es überwindet. Dies vom Wissenden auf den Teilwissenden zu übertragen, ist die Errettung des Teilwissenden durch den Allwissenden. Im Teilwissen weiß man das allerdings nicht und will daher die Errettung durch den Allwissenden erst, wenn das Wissen soweit gewachsen ist, dass man die Errettung will.
Als Mensch befindet man sich in der Regel im Teilwissen und ist daher auf den Allwissenden angewiesen, um sich nicht zu verirren. Der Allwissende ist aber gleichzeitig auch der Unwissende. So kann man als Teilwissender wahlweise den Allwissenden oder den Unwissenden anvisieren. Wird man den Unwissenden anvisieren, so vergrößert sich der Irrtum und die Unwissenheit im Teilwissenden. Wo der Teilwissende aber den Allwissenden anruft, dort wird er erfüllt von dessen wissen.
Um aber den Allwissenden richtig anrufen zu können, muss man sein Teilwissen aufgeben, also zum Unwissenden werden. Dann ist die Allwissenheit einfach da. So wird der Mensch zum Unwissenden, um die Gegenwart des Allwissenden zu erfassen. Solange er ganz unwissend bleibt, bleibt die ganze Allwissenheit Gottes bei ihm. Je Wissender er aber wird, desto weniger kann er die Allwissenheit Gottes erfassen.
Mit steigendem Wissen des Menschen, wird er somit immer unfähiger, die Allwissenheit Gottes eingeschenkt zu bekommen. Daher bleibt die Weisheit Gottes den Klugen verborgen, offenbart isch aber den einfältigen, die arm im Geiste sind. Diese sehen daher auch nichts Böses, sondern erfahren von Gott nur Gutes. Die Demut des Menschen ermöglicht es ihm, in der Fürsorge des Allwissenden zu leben. Dann geht er nicht in die Irre: wenn er nichts weiß.
Der Verführer am Baum sagte aber zum Menschen, dass dies sehr ungerecht sei, wenn Gott alles wisse und der Mensch es nicht selbst wisse, sondern es nur von Gott hören könne. Da wolle Gott dem Menschen wohl die Allwissenheit vorenthalten und ihn dumm halten, nur damit der Mensch abhängig ist von Gott.
Die Menschen meinte in ihrem Teilwissen, dass sie rasch von Satan annahmen, dass es wohl tatsächlich opportun sei, sich ein eigenes Wissen aufzubauen und sich nicht einfach auf Gott verlassen zu müssen. Daher wollten sie selbst klug werden und die Unwissenheit überwinden. So aber wurden sie immer unfähiger, etwas von Gott zu hören. Und as diesem Grunde sind die Klugen letztlich viel dümmer als die kleinen Kinder, die von Gott hören. Die schlauen Menschen führen das Volk in die Irre. Die Unwissenden aber könnten das Volk gut führen, da sie die Allwissenheit Gottes eingeschenkt bekommen, ohne sich dies verdient zu haben.
Die Bosheit entsteht im Wettkampf der Klugen, die jeweils größer und besser sein wollen, als ihre Genossen. Denn einieder will unter ihnen würdig werden dadurch, dass er sich möglichst viel aneignet von dem, was Gott wohl haben mag. Und so kämpfen sie listig und heimtückisch gegeneinander und wollen die Unwissenden verschwinden lassen, die mit dem Wissen Gottes den Klugen die Tour zu vermasseln drohen. So gehen die Klugen auf die Kinder Gottes los, diese Geringsten, die von Gott alles geschenkt bekommen. Denn sie wollen selbst Gott ersetzen und da stört die Gegenwart Gottes in der Eingabe an die Unwissenden ungemein.
Wie es zur Bosheit kommt, ergibt sich daraus. Die Selbst-Klugen, die in eigenem Namen herumziehen, wollen diejenigen übertrumpfen, die eventuell mehr wissen. Das aber trifft auf die Unwissenden in besonderem Maße zu. Aus diesem Grunde werden die Unwissenden am meisten bekämpft, weil diese doch aus „dämonischen Quellen“ alles wissen.
Doch während die gänzlich Unwissenden tatsächlich von Gott hören, wenden sich die Stolzen mitunter unreinen Geistern zu, um auch etwas im Geist zu hören. Und dort hören sie tatsächlich nicht Gott, sondern „aufgestiegene Meister“ die ihnen falsche Tipps geben und sie verwirren. Diese Geister sind den Menschen an Heimtücke weit voraus und auch ihr Wissen ist größer. Doch sie sind nicht allwissend und was sie wissen, dass verwenden sie dafür, die Stolzen hereinzulegen, zu drangsalieren oder sonstwie an der Nase herum zu führen. Diese stolzen Geister kann man wohl als das Böse bezeichnen, weil sie die Bosheit der normalen Menschen weit überbieten. Leider fühlen sich Menschen, die selbst klug sein wollen, gerade von jenen Geistern angezogen, die sich auf diesem falschen Weg zu Meistern gemacht haben. Diese werden zu ihren Ausbeutern und sie unterrichten ihre spirituellen Sklaven darin, wie auch sie andere Menschen ausbeuten und versklaven können. Diese Art der Bosheit geht somit insbesondere von Menschen aus, die sich mit unreinen Geistern, den Dämonen eingelassen haben. Aus diesem Grunde soll sich ein Christ nicht mit derartigen Geistern abgeben.
Der Weg eines echten Christen ist die Demut, also die völlige Abhängigkeit von Gott. Nur so kann man wirklich von Gott hören. Wer sich aber selbst aufbauen möchte zu einem Anführer, der wird sicher in die Irre gehen. Er wird sich nach Geistern umhören, die schon großartig geworden sind und viel Macht haben. Diese werden ihn fangen und ihm Unsinn lehren, der ihnen nützlich ist. Dies sind die falschen Propheten und Pharisäer dieser Welt, die sich mit Philosophien und Theologien einen Namen manchen wollen. Sie ersinnen Lehren, die zumindest teilweise von Dämonen eingegeben werden. Davon wird man frei durch den Weg der Demut und die Hinwendung an Gott in völliger Unwissenheit. Dann hört man und hat Glauben. Wie Jesus. Jesus zeigt sich daher in Armut und Bedürftigkeit. Denn ohne Gott kann er nichts.