Das gespaltene Christentum

Das Christentum besteht aus zwei Arten von Christen. Zum einen gibt es die große Menge der Heiden-Christen und zum anderen gibt es die kleine Anzahl der Heiligen. Zwischen den Heiligen und den Heiden-Christen gibt es einen entscheidenden Unterschied, der den Heiligen bekannt ist, den Heiden-Christen aber naturgemäß verborgen bleibt. 

Es ist wichtig zu begreifen, dass auch die Etablierung des Heiden-Christentums dem Plan Gottes entspricht und dass zu dessen Verbreitung eigens ausgewählte Verkünder in den Dienst gestellt wurden. Das Heide-Christentum bringt dem Menschen eine Freiheit aus der Knechtschaft der Sünde, ohne ihn aber zu einem Heiligen werden zu lassen. Vielmehr wird er frei, sich entweder an Gottes Weisungen zu halten, oder dies zu lassen. Er muss weder die Weisungen erfüllen wie ein Heiliger, noch muss er sie zwangsweise brechen, wie ein Nicht-Christ, der nicht zu den Heiligen gehört.

Der Hintergrund ist gar nicht so kompliziert. Denn Gott und der Mensch sind im Paradies eins, wie es auch bei den Heiligen der Fall ist. Jesus sagt dies seinen Jüngern, indem er ihnen sagt, dass sie den Vater sehen, wenn sie ihn sehen. Nun will ein typischer Sünder aber nicht von Gott eingefangen werden, um mit Gott Eins zu sein, sondern er will sein eigenes Leben gründen, seine eigene Person entwerfen und eventuell ein eigenes Reich gründen. Vielleicht will er auch eine eigene Kirche oder einen Orden gründen. Er hat Interesse an Eigenständigkeit und dabei steht ihm Gott im Wege, der ihn wieder zurück ins Paradies bringen wird, wenn er sich nicht von Gott abzugrenzen weiß.

Aus diesem Grund wird der Mensch das tun, was Gott nicht tut. Denn er will sich abgrenzen, um Eigenständigkeit zu erlangen. Er „muss“ Sünden begehen, um anders zu sein als Gott und nicht eingefangen zu werden von Gott. Aus diesem Grunde ist er auch ein Sklave der Sünde. Wenn er es unterlässt, seine Sünden zu begehen, kommt ihm Gott so nahe, dass er seine Eigenständigkeit einbüßt und sie verliert. Das aber will der Sünder nicht. Aus diesem Grunde sündigt er gegen Gott, um sich abzugrenzen. 

Gott aber möchte diesen Irrsinn beenden. Wenn der Mensch unbedingt eigenständig sein möchte, dann sollte dies nicht dazu führen, dass er ständig sündigen muss, nur um die gewünschte innere Trennung von Gott zu erreichen. Daher bietet er sich in Jesus Christus als Opfer an, dass die Sünder offiziell verwerfen können, um ihre innere Trennung von Gott zu erzielen. So wurde das Heiden-Christentum geschaffen, das für diejenigen Menschen gedacht ist, die sich ganz von Gott loslösen wollen in ihrem Inneren, um eine Eigenständigkeit und Freiheit zu erreichen, die sie nicht hätten, wenn sie bei Gott wären. Auch wird so die ständige Notwendigkeit zur Durchführung kleinerer Sünden vermieden, indem sie sich die Haupt-Sünde zu eigen machen, nämlich die der Opferung Gottes. 

So wird der Heiden-Christ frei von der Notwendigkeit, ständig weitere Sünden begehen zu müssen, indem er „Jesus gestorben sein lässt für seine Befreiung von Gott“. Er wird sagen, dass Jesus für ihn gestorben ist, damit er aus der Sünde erlöst oder freigekauft wird. Er wird sich weder seiner Sünden schämen, denn er ist ja von Gott getrennt worden. Noch wird er ständig sündigen müssen, denn er ist ja schon frei von Gott. Das ist genau das, was die Sünder sich gewünscht haben und Gott gibt es ihnen. 

So kann der freie Heiden-Christ wahlweise die Gebote einhalten oder es auch lassen. Er wird keine großartige Veränderung feststellen. Er muss die Gebote nicht zwanghaft brechen. Er kann auch Gott rufen und mit ihm sprechen, ohne in Gott hineinzukommen. Er ist ja abgegrenzt, während er ganz ungeniert mit dem spricht, bei dem er nicht sein möchte. Er kann Gott um Hilfe anrufen und kann dies und jenes von Gott erbitten. Dies alles ist möglich, weil er sich von Gott losgesagt hat in seinem Inneren, im Herzen. Er hat auf Gott verzichtet und daher kann er Eigenständigkeit vor Gott bewahren und muss sich vor Gott nicht mehr fürchten. Weder wird er der Sünde überführt, noch wird er in Gott hineingezogen. Er ist frei und das wollte der Heiden-Christ erreichen. 

Nun ist dies alles aber völlig ungeeignet für solche Menschen, die keine Eigenständigkeit vor Gott suchen, sondern die Einheit mit Gott. Diese Menschen wollen Jesus nicht opfern, um eigenständig zu sein. Sie wollen vielmehr mit Jesus sein in einer Weise, die man als Einssein bezeichnen kann. Dies ist die Weise der Heiligen (der echten Heiligen). 

Sie nehmen nicht Teil am Heiden-Christenum und glauben das Evangelium der Heiden-Christen nicht. Denn für sie ist Jesus nicht gestorben, um sie frei zu machen, sondern sie sind auch dann mit ihm zusammen, wenn er verworfen wird von den Menschen, die eine Unabhängigkeit von Gott als Ego-Person erzielen wollen. 

Wer nun mit Jesus durch die Verwerfung geht, derer sich die Heiden-Christen bedienen, um sich von Gott unabhängig zu machen, der wird nicht unabhängig von Gott, sondern er wird Eins mit Gott. Das bedeutet, dass er mit Jesus eins wird und Messias ist, wie Jesus. Dies mag nun auf Johannes und Maria zutreffen, die mit Jesus am Kreuz standen, weil sie ihn lieben und keine Eigenständigkeit bewahren wollen. Sie verschmelzen mit Gott und werden daher den Tod auch nicht mehr schmecken, der denen noch blüht, die sich jetzt als Heiden-Christen von Gott freimachen. 

Denn die Heiden-Christen sind keine wirklich erlösten Menschen. Sie haben sich für die Sünde entschieden und Gott hat ihnen diese Möglichkeit eingeräumt. Gott hat aber nicht gesagt, dass dies ewig währt, sondern gesagt, dass es nur für eine Weile so sein wird. Dann werden sie ganz überrascht sein, wenn er ihnen offenbart, dass er sie nie gekannt hat. Denn sie haben sich zwar um seine Hilfe bemüht hier und da in ihrem eigenen Werke, doch sie haben ihn innerlich verworfen und sind nicht in Liebe zu ihm vereint.

Die Liebe eines Heiden-Christen zu Jesus ist nicht echt. Denn wie könnte man ihn lieben, wenn man ihn als Opfer einsetzen möchte? Dies geht nicht zusammen. Daher lieben sie Jesus nicht, sondern sie sprechen über seine Liebe, die sie darin gegründet sehen, dass er sich für sie geopfert habe. Tatsächlich waren sie es, die ihn geopfert haben, nur um sich ein wenig wie ein Gott zu fühlen, der frei ist vom echten Gott und sich aufführen kann, wie es ihm beliebt. Ja, Gott hat dies zugestanden, weil es so besser ist. Aber eine Liebesbeziehung zu Jesus gibt es im Heiden-Christentum nicht. Es gibt nur ein klatschen über die Bereitschaft des Jesus, sich opfern zu lassen für die Befreiung der Sünder aus der Notwendigkeit, ständig weiter zu sündigen, um sich von Gott zu befreien in ihrem Inneren. Das aber ermöglichte ihnen den Kontakt zu Gott wie ein separates Wesen, das sozusagen in Augenhöhe mit Gott kommunizieren kann. Dies allerdings stimmt nicht wirklich, weil der Heiden-Christ ja der größte Sünder von allen ist, so groß, dass er sich nicht mehr geniert, vor Gott zu treten und ihn um einen Gefallen zu bitten, während er ihn innerlich opfert.

Viele Heiden-Christen haben dies auch zugegeben und gesagt, dass sie die größten Sünder sind, wenngleich sie nun nicht ständig neue Sünden nachlegen müssen, wie unter Zwang. Sie haben auch zugegeben, dass sie sich nicht genieren, wenn sie sündigen. Denn für sie ist es normal, nicht Eins mit Gott zu sein. 

So kann nun ein Heiliger neben einem Heiden-Christ auf einer Kirchenbank sitzen und sie bekommen sich nicht zwangsläufig sofort in die Haare. Denn der Heiden-Christ muss ja nicht zwangsläufig noch mehr sündigen und der Heilige sündigt nicht. Der Heiden-Christ wird meinen, er säße neben einem Kollegen. Was aber unmöglich ist, das ist eine gemeinsame Missionsreise des Heiden-Christs und des Heiligen. Denn der Heiden-Christ wird immer sein Evangelium für die Heiden predigen, während der Heilige dies nicht tun wird. Der Heilige wird die Einheit mit Gott anbieten. Die Missionen der beiden Menschen sind daher völlig inkompatibel, obwohl sie beide mit Jesus zu tun haben. Der Heiden-Christ wird sich im Recht fühlen und nicht verstehen, was vor sich geht. Dies alles ist so erstmal in Ordnung. Doch es wird noch ein bitteres erwachen geben für den Heiden-Christen und auch seine Illusionen werden am Wort Gottes zerschellen, von dem er meinte, dass er es zur Gänze gepredigt hätte, was er nie getan hat. 

Für die Heiden-Christen gilt:

21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? 23 Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen! Matthäus 7

So wird den Heiden-Christen ihre Freude noch gründlich vergehen. Sie wollten sich Eigenständigkeit kaufen und Gott hat es ihnen gewährt, damit sie nicht ständig sündigen müssen. Aber sie haben dafür Gott geopfert, was nicht gut für sie ausgehen konnte. Die Trennung von Gott ist eben ein kurzfristiges „Vergnügen“ und es zahlt sich nicht aus, ein Heiden-Christen-Missionar zu werden. Was sie als großartigen Dienst für Gott gehalten haben, entpuppt sich später als das Werk von Wahnsinnigen. Doch wir nehmen dies so hin, so es doch jetzt so sein soll, weil sie nicht bei Gott sein wollen. 

Das Christentum war von Anfang an gespalten zwischen den Missionaren der Trennung von Gott durch die Kreuzigung des Jesus und den Heiligen, die mit Jesus waren, als dieser scheinbar geopfert wurde, in Wahrheit aber ganz zum Vater ging. 

Thomas Ihli
Thomas Ihli

Einen Kommentar posten