Angst vor der Liebe, Angst vor Verletzungen überwinden

Viele Menschen möchten die Liebe nicht so recht wagen, weil sie mit Enttäuschungen rechnen. Um diesen Vorzubeugen, lassen sie sich nicht richtig auf die Liebe ein. Das allerdings bedeutet auch eine Trennung von Gott, denn Gott ist Liebe. Wie man dies überwindet, erkläre ich in diesem Beitrag.

Was ist Verletzlichkeit und warum ist sie wichtig?

Was Verletzlichkeit bedeutet, haben die Menschen wohl meist herausgefunden, denn Verletzlichkeit besteht darin, sich nicht zu verstellen, sondern sein Herzu zu öffnen und das Leben voll und ganz zu empfinden und in sich aufzunehmen. Würde man „die Schotten“ dicht machen, so wäre man nicht verletzlich. Es handelt sich also um eine Öffnung hin zum Leben oder anders ausgedrückt um das seelische eintauchen in das Leben. Wer in das Leben hineingeht und es wahrnimmt, der macht sich verletzlich.

Daher zeichnet Verletzlichkeit einen jeden interessanten Menschen aus. Denn wir das Leben nicht an sich heranlässt, ist verschlossen und die Faszination des Lebens ist nicht auf ihm. Ein Leben ohne Verletzlichkeit erscheint vielen Menschen zwar als sicher, tatsächlich ist es aber eigentlich eine Existenz im Tod und somit alles andere als sicher. Wenn wir uns nicht verletzlich machen, können wir gar nicht leben. Unser Leben ist also nicht nur in Gefahr, wenn wir die Verletzlichkeit meiden, nein es ist sogar tot.

Warum wollen die Menschen nicht verletzlich sein?

Die Angst vor der Verletzlichkeit ist daher in Wahrheit nicht die Angst vor dem Tod, sondern die Angst vor dem Moment, in dem das Leben weggenommen wird. Es ist der Moment des Übergangs vom Leben in den Tod. Die Angst gilt dem Sterben, nicht dem Tod. Und aus der Angst vor dem Sterben, töten sich Menschen seelisch ab, so dass sie diesen Übergang aus dem erfüllten Leben in den kargen Tod nicht erleben müssen. Dieser Übergang wird auch als Enttäuschung bezeichnet. Wer lebt, der hat etwas zu verlieren und wenn er es dann verliert, dann wird er enttäuscht und stirbt. Er gerät aus der Fülle der seelischen Empfindungen hinein in die Kontraktion aller Empfindungen. Dies ist das Sterben, das die Menschen mehr fürchten, als den Tod. Wer dann seelisch versteinert ist, der kann nicht mehr seelisch sterben, denn er ist schon tot und daher hat er keine Angst mehr. Der Gestorbene aber hat auch keine Freude mehr, sondern haust in einem belanglosen und sinnlosen Nichts. 

WILL JESUS, DASS WIR VERLETZLICH SIND?

Jesus sagt, er ist die Liebe und er sagt, er ist das Leben. Somit vermeidet er das Leben nicht, wie viele Menschen, die sich aus dem Leben und aus der Liebe zurückziehen, sondern geht den gegensätzlichen Weg ganz hinein ins Leben. Dieser Prozess ist die Wiedergeburt im Leben, die er seinen Nachfolgern anbietet, die zuvor mehr oder weniger im Tod weilten. 

Der Geist des Jesus ist daher auch ein Geist der Fruchtlosigkeit vor dem Sterben in der Fülle des Lebens. Er hat keine Angst seelisch zu sterben und er muss sie auch nicht haben, weil er das überwunden hat, was den seelischen Tod auslöst. 

Die Toten haben auch keine Angst vor dem Sterben und meinen daher auch, dass sie ein gutes Ziel erreicht hätten. Sie machen sich zuweilen als falsche Missionare auf den Weg, den Tod zu lehren und die Abkehr vom Leben in ein Nichts oder Nirwana als Heilsweg zu deuten und die Menschen damit fehlzuleiten.

Wir als Nachfolger des Herrn suchen aber die Überwindung vor der Angst vor dem Sterben, um das Leben ewig genießen zu können. Ja wir wollen den Tod nicht mehr schmecken. Denn das sagte der Herr zu Johannes, dem Schüler, der die Liebe gefunden hatte. Er werde den Tod nicht mehr schmecken. Ja, wer Jesus wirklich nachfolgt, der wird Liebe und Leben und stirbt nicht mehr. Das ist das Ziel der Nachfolge des Jesus: Nicht mehr sterben, sondern in der Liebe bleiben. Denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. Die Auferstehung führt aus der Sinnlosigkeit des Nichts hinein in die Fülle des Lebens in der Liebe.  

Jesus will also, dass wir den Zustand erreichen, den die Menschen für Verletzlichkeit halten, nämlich den Zustand der Fülle des Lebens und der seelischen Offenheit in Liebe. Gleichzeitig bringt er uns bei, wie wir dies ewig genießen können, ohne erneut zu sterben. 

Die Überwindung des Sterbens

Wir haben eine Möglichkeit, die wir von Jesus lernen können, wie wir in der Fülle des Lebens und der Liebe wandeln können, ohne noch zu sterben. Wir fallen also nicht mehr heraus aus der Liebe und müssen den Entzug der Liebe nicht mehr erleben. Wir dürfen ewig im Heil bleiben und müssen keine Angst mehr vor dem Sterben haben und werden daher nicht mehr nach dem Tod streben. So geht’s:

Es gibt im Paradies den Baum des Lebens. Von dem essen wir und wir sterben seelisch nicht mehr, wenn wir uns nicht mehr des Baums des Gerichts über Gut und Böse bedienen. Denn das Gericht lässt uns vom Leben in den Tod sterben. Das Gericht bringt und um. Und aus Angst vor dem Gericht, wählen Menschen freiwillig den Tod. 

Das Gericht aber findet in uns statt, wenn wir es selbst praktizieren. So gibt es in Wahrheit gar keine Notwendigkeit, sich aus der Liebe herauszureißen, wenn uns ein Partner verlässt. Wenn wir sein Weggehen nicht als Anlass sehen, uns in den Tod zu schmeißen, so sterben wir seelisch auch nicht. Wenn der Andere Mensch weggeht, so sollen wir der Liebe treu bleiben. Denn in Wahrheit ist die Liebe etwas, das man haben kann, ohne dass ein anderer daran mitwirken muss. Jesus sagte, dass wir uns merken sollen, dass er uns zuerst geliebt hat. 

Jesu braucht unsere Leier gar nicht, um in der Liebe zu bleiben. Es ist eine Illusion, dass es die Liebe unserer Mitmenschen brauchen würde, damit wir in der Liebe bleiben können. Ob wir in der Liebe sind oder nicht, das hängt einzig und allein von uns selbst ab. Nur weil es andere nicht tun, ist das noch lange kein Grund, dass wir auch lieblos sein müssen. Das Gericht aber sagt, dass man immer dann die Liebe loslassen müsse, wenn der Andere „böse“ ist. So fällt man aus der Liebe heraus, wenn man den Anderen als „böse“ bewertet. Und das muss nicht sein. Das macht man nur dann, wenn man Gericht führt. Und deswegen stirbt man, weil man Gericht führt.

Der Andere mag ja Gericht führen. Das aber soll mir kein Grund sein, selbst Gericht zu führen. Wenn sie Jesus anklagen und kreuzigen, führt er trotzdem kein Gericht und bleibt in der Liebe. Diesen Vorgang nennen wir Vergebung. Er fällt einfach nicht heraus aus der Liebe, ich wenn das ganze Volk plötzlich gegen ihn ist und seine Freunde sich verstecken und ihn verleugnen oder verraten. Nein, das ist für Jesus kein Grund, aus der Liebe zu fallen, weil er eben kein Gericht führt, sondern sich unabhängig vom Verhalten der Anderen entschieden hat, Gott, der die Liebe ist, treu zu bleibe. 

Der Ehebrecher gegen Gott ist also jener Mensch, der sich selbst aus der Lieb herausbeuget, sobald er etwas sieht, dass er schlecht findet. Das löst sein Sterben aus dem Leben hinein in den Tod aus. Dann sagt er, der andere sei Schuld an seinem Tod. Doch das ist eine dreiste Lüge. Denn in Wahrheit bringt sich derjenige selbst um, der Gericht führt über das Verhalten seiner Nächsten und über die Performance des irdischen Lebens. 

Wer meint, das Leben verurteilen zu müssen, der haut sich aus dem Leben heraus in den Tod. Dann sagt er, dass dies schrecklich schmerzhaft war, was auch stimmt. Und dann meint er, dass er es vermeiden müsse, indem er das nächste mal lieber gleich verurteilt und nicht erst noch die Liebe wagt. Er will nicht mehr verletzlich sein. Doch Verletzlichkeit wird nur dann zum Problem, wenn man selbst Gericht führt.

Meine Erlösung kannst Du mir gar nicht nehmen, weil ich mich entschieden habe, dass ich die Liebe und das Leben wähle, indem ich nicht mehr richte. Ich nehme alles in Danksagung an und preise den Herrn immer. Das ist davon unabhängig, wie Du dich gebärdest und was du dir auch immer antun möchtest durch deine Angst vor deinem Gericht.

So bist Du eingeladen in das Heil. Jesus sagt, du sollst jeden segnen und niemanden verurteilen. Denn nur wer verurteilt stirbt seelisch. Tut es nicht. Lebt ewig. Liebe ist kein Risiko. Nur das Gericht ist fatal. Denn es bringt die Menschen dazu, das Leben und die Liebe zu fürchten und davor zu flüchten in den Tod. Damit soll heute Schluss sein. Wer macht mit?

 

 

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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