Die Kreuzigung des Jesus endlich verstehen

Die Kreuzigung des Jesus gilt als Mysterium, das man nicht so ohne weiteres begreifen kann. Denn Die Kreuzigung dessen, der vor Gott gerecht ist und in dem Gott präsent wird, scheint alles auf den Kopf zu stellen. Ist etwa nicht Gott Herr der Lage? Warum lässt er zu, dass er selbst von den Ungläubigen getötet wird, nur um wieder aufzuerstehen? Ist dies erforderlich, um Menschen aus der Sünde zu retten, warum und wie? Viele Fragen, wenige Antworten finden sich dazu in der Bibel und keine Antwort hat Jesus selbst gegeben. Auch das ist ein Mysterium: Warum erklärt Jesus nicht, warum diese Dinge geschehen?

Wenn man es von der anderen Seite her betrachtet, von der der Sünde, findet sich eher ein Verständnis. Denn dass diejenigen Menschen Jesus ablehnen, die nur dem Schein nach Gott folgen, in Wahrheit aber gegen Gott arbeiten, ist eigentlich selbstverständlich. Wenn sie gegen den Vater sind, sind sie auch gegen den Sohn. Dies zeigen sie und es kommt erwartungsgemäß. 

So kann es uns eigentlich nicht überraschen, dass Jesus von den Menschen abgelehnt wird, denn auch Gott wird von den Menschen abgelehnt. Die Menschen nehmen mit Begeisterung diejenigen auf, die gegen Gott arbeiten und die Rebellion gegen Gott anführen wollen. So einen Messias wollen sie: einen Rebellen gegen Gott, der die Menschen frei macht von Gott und sie rechtfertigt vor Gott. In so eine Form wollten sie Jesus auch pressen: Ein Fürsprecher vor Gott, der die Rebellion gegen Gott anführt. Doch auch dies ist natürlich nur dem Wahnzustand der Sünder geschuldet. 

Der wahre Messias vertritt nicht die Interessen der Rebellen gegen Gott, sondern er vertritt Gottes Interessen gegen die Rebellen und genau deswegen hassen sie ihn so sehr, dass sie ihn kreuzigen. Denn sie wollen ja nicht zu Gott, sondern sich vor Gott aufbauen, als eigene Götter, die Gott ersetzen können. Da kommt ihnen ein Mensch nicht gelegen, der genau das sagt, was Gott schon die ganze Zeit über sagt. 

Wie sie sich von Gott trennen, so auch von Jesus. Das nennen sie den Willen Gottes, wie sie auch ihre Trennung von Gott den Willen Gottes nennen. So ist es also der Wille der Rebellen Gott zu töten. Die Kinder Gottes wollen das nicht, sondern es wollen die Kinder der Rebellion. 

Gott lässt die Kreuzigung des Jesus im gleichen Maße zu, wie er auch die sonstigen Werke der Menschen auf der Erde geschehen lässt, die gegen den Willen Gottes sind. Es ist zwar nicht der Wille Gottes, dass dies getan wird, aber es ist der Wille Gottes, dies nicht zu unterbinden, sondern sich dem Lauf der Dinge nicht in den Weg zu stellen. Der Lauf der Dinge ist somit schon richtig, weil sich das Falsche selbst trennt vom Richtigen und daher seine Bestimmung findet, den Tod. Indem Gott das Falsche an seinen Zielort streben lässt, findet es den Tod, wo es hingehört. Die Sünde geht auf den Tod zu und das ist auch gut so. Denn das Falsche muss aus dem Leben ausscheiden, damit allein das Richtige übrig bleiben kann. So wird der Weg des Verderbens, auf dem sich das Falsche in dieser Welt befindet, nicht darin gehindert, dem Tod entgegenzustreben. 

Gott hält das Falsche also deswegen nicht auf, weil das Falsche ohnehin schon dem Verderben entgegen strebt, wo es hinein soll, in den Tod. Daher lässt es beides laufen, das Richtige und das Falsche und es findet alles den passenden Platz. Was dem Kaiser gehört (das Falsche), das wird gesammelt im Tod. Was Gott gehört, das Richtige, das wird gesammelt im Leben. 

Nun ist auch völlig klar, dass das Töten des Jesus ein Streben in den Tod ist, der von jenen ausgeführt wird, die in den Tod streben, um dort ihre Auslöschung zu finden. Wer tötet, der hat schließlich im Leben nichts verloren. So wird das was tötet darin gefunden, dass es das Leben ablehnt. Die Anlehnung derer, die zum ewigen Leben gehören ist somit das Sterben derer, die das ewige Leben nicht wollen und daher in den Tod wandern. 

Verwirrt? Kann es uns verwirren, dass diejenigen in den Tod streben, die das tun, was Gott verboten hat. Gott sagte, man soll nicht töten. Diese aber töten Gott. So haben sie sich offensichtlich gegen das Wort Gottes entschieden und streben in den Tod, während ihr Mord Jesus nicht in den Tod fesseln kann, da er aus dem Leben ist und zum Leben gehört. Klar, dass Jesus aufersteht und dass diejenigen sterben, die den Mord begangen haben. Die Auferstehung ist die Response auf die Treue des Jesus und der kommende Tod derer Mörder ist die Response auf die Ermordung des Jesus. All dies vollzieht isch ganz naturgemäß so, wie es sein muss. 

Die Kreuzigung des Jesus erscheint denjenigen zuerst als erfolg, die sich töricht auf den Standpunkt stellen, dass sie mit ihrem Mord durchkommen werden und schon alles in Ordnung sei, wenn man sich über das Wort Gottes hinwegsetzt, um das zu tun, was falsch ist, so als sei es das Richtige. Nein, die Kreuzigung des Jesus ist nichtig für Jesus, er ersteht wieder auf, denn er wollte diese Kreuzigung nicht. Aber für die Täter der Kreuzigung ist die Ermordung zutreffend, denn sie wollen es ja. Sie gegen in den Tod, den sie für Gott gewählt haben. Sie werden genau von dem getroffen, was sie gegen Gott ausgesucht haben. Wer das Leben töten will, der ist selbstverständlich für den Tod vorgesehen und keineswegs ein Kandidat für das ewige Leben. 

So ist es das Heil der Jünger, die Kreuzigung des Jesus nicht zu wollen. Denn würden sie die Kreuzigung wollen, so wären sie ja selbst zu verwerfen, wie Judas, der sie wollte. Das ging nicht gut aus für Judas. Während Jesus die Auferstehung findet, findet Judas den Tod. Jeder bekommt das, was er Gott antun möchte. 

Würde nun Gott verhindern, dass die Menschen ihren Willen zur Ermordung Gottes zum Ausdruck bringen und durch Vollzug der Kreuzigung unterschreiben, so würde der Lauf der Dinge gestoppt, was aber nicht das Interesse Gottes sein kann. Denn das Theater der Sünde soll ja nicht unnötig in die Länge gezogen werden und wer lieber den Tod will als das Leben, der soll es lieber gleich sagen, damit es ein Ende findet. Wer nun herum geht und verkündet, wie toll das für ihn sei, dass Jesus gekreuzigt wurde, der hat seine Wahl getroffen. Er gehört in den Tod und wird ihn gewisslich finden. Wer aber Jesus nicht töten will und daher am Morden nicht teilnimmt, der wird mit Jesus gerettet werden. Er wird von denen abgelehnt, die schon Jesus abgelehnt haben und er wird das ewige Leben finden, wie schon Jesus. 

Die Kinder Gottes feiern nicht die Entscheidung der Sünder gegen das Leben. Der Karfreitag und die Kreuzigung künden vom Tod derer, die Jesus getötet haben. Ostern, die Auferstehung aber kündet vom Leben derer, die sich mit Jesus identifizieren und sich immens über das Fest der Auferstehung freuen können, weil es das ist, was sie sich wünschen: Das Leben Gottes. Es soll ihnen geschenkt werden. Auch das muss sich alles plangemäß erfüllen. So geht die Trennung von Tod und Leben zügig voran und jeder wird dort einsortiert, wo er hingehört. Die Toten sind die Mörder des Jesus. Die Lebendigen aber sind diejenigen, die sich mit ihm identifizieren können und ihn barmherzig lieben sowie die seinen, die das auch annehmen. 

Diese einfachen Zusammenhänge sind nicht schwer zu verstehen. Kompliziert ist nur die Lüge. Diese will es verkehren und aus den Heiligen die Verlierer machen, aus den Sündern aber die Gewinner. Die Mörder werden als die Gerechtfertigten ausgerufen, wenn man den Mördern trauen möchte. Diese reden viel über die Kreuzigung, als sei es ein Heilsgeschehen. Dieses Unheil musste wohl geschehen, um sie zu überführen ihrer Sünde. Denn sie wollen ja den Tod Gottes und haben dies unterzeichnet mit dem Mord. 

Auch die Umkehr ist möglich. Hierzu aber muss man sich gegen den Mord entscheiden und dafür, dass man die Entscheidung derer akzeptiert, die sich von uns abwenden, um den Tod zu suchen durch Mord am Leben in ihrer eigenen Vorsehung, welcher sie unterliegen. 

Was ist also dem Menschen zu sagen, der über die Kreuzigung des Jesus jubelt und dies als sein Heil ansieht? Er nimmt am ersten Tod nicht teil, doch der erste Tod ist nicht ewig, sondern wird durch die Auferstehung außer Kraft gesetzt. Er wird am zweiten Tod teilnehmen und der ist ewig. Wer sich also über die Kreuzigung des Jesus freut, der hat seinen Lohn schon dahin. Er wurde nicht abgelehnt von den Sündern, die ins Verderben streben. Da freut er sich auch noch. Dabei geht er mit ihnen den breiten Weg ins Verderben und wird das ewige Leben nicht finden, das uns erwartet, die den ersten Tod ertragen haben um der Treue zu Gott willen. Wir haben also das erste Leben verloren mit Jesus und das ewige Leben gewonnen mit Jesus.

Das erste Leben, was war es? Es war das Leben in Sünde. Das erste Leben ist das Leben in Sünde. Das muss man zugunsten Gottes aufgeben, um das zweite Leben zu bekommen, das ewige Leben.

Das erste Leben ist das irdische Leben, das Leben für die Oberfläche der Erscheinungen. Dieses soll uns nichts sein, damit uns das Leben Gottes alles sein kann. Wem aber das Leben der Oberfläche alles ist, der wird dafür das Leben der Seele opfern und es verlieren. Wegen der Oberfläche hat er alles im Klo runtergespült und hat sowohl die jederzeit erneuerbare, nicht sehr wertvolle Oberfläche verloren als auch die kostbare Seele, das Leben in Gott. Wir aber haben die Seele und können jederzeit Oberflächen haben. Diese sind nämlich vergleichsweise unwichtig und sie haben keinen echten Sinn, wenn sie nicht der Seele und damit Gott dienen. 

Die Kreuzigung nimmt ein Mensch hin, dem die Seele wichtiger ist als die sinnlose Oberfläche des materiellen Lebens. Wer aber sein materielles Leben um jeden Preis schützen will, der wird die Seele einbüßen und somit alles verlieren. Vergesst also niemals, worum es wirklich geht. Die Kreuzigung ist unangenehm, kann aber unsere Seele nicht töten. Sie lehnen uns ab, und entscheiden sich gegen das ewige Leben. Wir aber akzeptieren, dass Gott diese Wahl zulässt und wählen richtig. Wir gehen das erste Leben auf, um der Seele willen. Weil wir es schon aufgegeben haben mit der Identifizierung mit Jesus am Kreuz, zu dem wir gehören im ersten Tod, so bleibt uns der zweite Tod erspart und wir haben ewiges Leben mit Jesus.

Thomas Ihli
Thomas Ihli

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